Das Land Baden-Württemberg
hat vergangene Woche seine zentrale Flüchtlingsaufnahmestelle
in Karlsruhe umbenannt. Die Landesaufnahmestelle (LaSt) heisst
jetzt Landeserstaufnahmestelle (LEA). Die Massnahme kostet angeblich
so gut wie nichts, und dennoch sieht die Welt gleich viel schöner
aus. Zwar kommen, seitdem Deutschland vor knapp einem Jahr die
Bargeldleistungen deutlich erhöht hat, noch immer etwa doppelt
so viele Asylbewerber ins Land, so dass die Aufnahmestelle zugleich
erweitert werden muss. Die Flüchtlinge aber sind nun keine Last
mehr, sondern eine Lea. Man grummelt nicht mehr, wenn Tausende
Roma aus Serbien hier überwintern wollen. Man freut sich und
sagt Serben bringen Glück.
Mit der
Umbenennung hat Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) führenden
Parteifreunden in Karlsruhe einen Wunsch erfüllt. Die fanden
es "zynisch", eine Aufnahmestelle für Flüchtlinge
mit LaSt abzukürzen. Nun gebe es mit LEA endlich einen Namen,
"der die Willkommenskultur gegenüber den in Karlsruhe ankommenden
Flüchtlingen widerspeigelt", so die SPD-Fraktionsvorsitzende
im Karlsruher Gemeinderat, Doris Baitinger

Wir
nehmen Frau Baitinger an dieser Stelle die Lea ab, sich näher
mit dem neuen Namen zu beschäftigen, und müssen dabei feststellen,
dass der Fortschritt so seine Tücken hat. Als Vorname war Lea
schon mal deutlich beliebter, derzeit findet man ihn nicht mehr
unter den Top Ten. Wer des Lateinischen mächtig ist, weiss zudem,
dass Lea Löwin heisst, so dass darauf zu achten sein wird, dass
die Aufnahmestelle nicht den abschreckenden Beiname "Höhle
der Löwin" bekommt. Im Hebräischen steht Lea unter anderem
für die "Ermüdete" - klingt auch nicht gerade nach
einer warmherzigen Begrüssung. Vielleicht wäre es besser gewesen,
aus der LaSt gleich ein "Welcome Center" zu machen,
wie dies in letzter Zeit vermehrt gefordert wird. Das klänge
so richtig weltoffen und modern. Aber kein Vorwurf; uns ist
das auch erst auf den letzten Drücker eingefallen, lea minute
sozusagen.
Blicken wir lieber nach
vorn. Es gibt so viele Möglichkeiten, die Welt durch Umbenennungen
freundlicher zu gestalten. Zum Bleistift müssen jene Beamten
einen Vogel gehabt haben, die das Programm für die Elektronische
Steuererklärung auf den Namen "Elster" getauft haben.
Als wäre das Finanzamt ein diebisches Federvieh, dass den armen
Bürger den letzten Cent aus der Tasche zieht. Selbst wenn es
so wäre, hat doch der Staat die Häutungsoberheit bezüglich der
Frage, unter welchem Namen er seinen Bürgern das Fell abzieht.
Warum nennt man dieses Computersystem nicht Gemak (Geben macht
klicklich)?

Unschön
auch das Kürzel des Auswärtigen Amtes; AA machen, das öffnet
keine Türen. AA ist kein Code-, sondern ein Kotwort. Uns fällt
auf die Schnelle auch nichts besseres ein. Aber in Westerwelles
Ministerium hat man ja Zeit zum Nachdenken. Ein Tipp: Das Kürzel
AuA täte uns genauso weh.
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