Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (24. November 2013)
 
Miss Kompromiss
 

   Je länger die SPD über die verlorene Bundestagswahl nachdenkt, umso mehr kommt sie zur Überzeugung, dass sie die Wahl gewonnen hat. SPD-Chef Sigmar Gabriel will nun den Bundeswahlleiter bitten, eine Nachzählung zu veranlassen. Die 25,7 Prozent, die der Computer am Abend des 22. September ausspuckte, erscheint ihm mittlerweise sehr wenig. Auch Computer machen Fehler. Der Computer war bei der Gewichtung der Anteile bestimmt verstimmt. Dass so viele Wähler nich für die SPD stimmen - das kann nicht stimmen.

   Gabriel begründet seinen Vorstoss mit dem vorläufigen amtlichen Endergebnis der Koaltitionsverhandlungen. Demnach hat sich die SPD in fast allen Punkten durchgesetzt. Das könne er sich selbst nur so erklären, dass die Union (41,5 Prozent) die Wahl verloren habe und dies auch wisse. Im Vorgriff auf den erwarteten Erfolg bei der Nachzählung wird der SPD-Chef schon mal seinen Vornamen ändern. Von jetzt an heisst er nicht mehr Sigmar, sondern Siegmar.



   Angela Merkel, man ahnt es, war für eine Stellungsnahme zu Gabriels Vorhaben nicht zu erreichen. Seit Wochen ist sie nicht zu erreichen. Europa und der Rest der Welt fragen sich schon besorgt, ob Deutschland überhaupt noch eine Kanzlerin hat. Dabei ist die Erklärung ganz einfach. Nachdem herausgekommen ist, dass die US-Geheimdienste Merkels Handy abgehört haben, hat sie sich eine neue Nummer zugelegt. Diese Nummer kennt nur Merkel selbst, iht Mann - und natürlich die Amerikaner.

   Der Antrag auf Nachzählung wäre ein frontaler Angriff auf Merkels Taktik, die bis auf Merkel keiner durchschaut hat. Diese Taktik ist einfach: Merkel bleibt Kanzlerin, alles andere ist verhandelbar. Das geht gar nicht anders, denn ausser der aufmüpfigen SPD gibt es ja auch noch die eigenwillige Bayernpartei CSU. Die hat sich in den Kopf gesetzt, das Betreuungsgeld zu erhalten und eine Pkw-Maut für ausländische Linkswähler einzuführen. Wenn so viele Überzeugungstäter mit am Tisch sitzen, braucht es noch welche, die keine Überzeugungen haben, und das sind in dem Fall die Vertreter der CDU. Sonst kommt kein Kompromiss zustande. Wer das nicht will, der darf nicht Merkel wählen, denn die ist die Miss unter den Kompromissen, die Kompro-Miss sozusagen.



   Gott sei Dank hat Merkel ein Umfeld, sonst würde man gar nichts mehr von ihr hören. Aus Merkels Umfeld also verlautet, sie wolle ihrem Freund Gabriel die Idee mit der Nachzählung ausreden. Man werde ihm vorschlagen, per Verfassungsänderung der SPD bei künftigen Bundestagswahlen einen bestimmten Stimmenanteil zu garantieren, sagen wir 30 Prozent. Das könnte der SPD dann intern als Mindestlohn für ihre Wahlkämpfer verkaufen. Sollte die SPD partout darauf bestehen, den Kanzler zu stellen, könne Merkel auch zur SPD wechseln, damit habe sie kein Problem. Merkel will Gabriel zudem anbieten, sich die traditionelle Neujahrsansprache der Kanzlerin zu teilen. Sie redet über das Jahr, er über das Neue.

 

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