Nur noch drei Mal schlafen,
möglicherweise auch vier Mal, je nach dem, wann bei Ihnen die
Fresserei losgeht. Dann hockt man zusammen, im Bäuchlein rumort
und schafft es, und man führt nach dem üppigen Mahle die Hand
möglichst unauffällig zum Mund, hoffend, dass es keiner merkt,
wenn man sich dahinter, nun ja, etwas Luft verschafft. Wir fragen,
muss das sein? Und sagen, ja, was das Aufstossen angeht. Sagen
aber nein, was die gesellschaftliche Achtung eines aus chemischer
und physikalischer Sicht nur allzu menschlichen Vorgangs betrifft.
Aus
diesem Grund wollen wir kurz vor den Feiertagen in dieser stets
auf der Befreiung des Körpers und des Geistes ausgerichteten
Kolumne eine Lanze brechen für das Rülpsen, vulgo Koppen - wobei
Sie das mit dem Brechen bitte nicht in den falschen Hals bekommen
mögen. Wir tun dies, auch auf die Gefahr hin, dass ein Shitstorm
der Entrüstung auf uns niedergehen wird. Ich persönlich aber
kann es nicht akzeptierenn, dass ein Vorgang, für den ich vor
52 Jahren noch in den höchsten Tönen gelobt wurde ("Ja,
dapfer, jetzt hot dor Bub a Bäuerle gemacht!") und der
im Familienverbund Entzückung auslöste, warum eben dieser Vorgang
klammheimlich vonstatten gehen soll.
Es
gibt Prozesse im Körper, deren Ausdünstungen sind für die Umwelt
weit unangenehmer als so ein kleiner, charmanter Rülpser. Umso
ungerechter erscheint es, dass uns die Kunstfurzer der 20er
und 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts noch bestens in
Erinnerung sind. Abendfüllende Operetten wurden für sie geschrieben.
Von einem Kunstrülpser aber ist so gut wie nichts bekannt, nur
im Bundestagswahlkampf 2002 kam kurz hoch, dass der Kandidat
Stoiber in jungen Jahren sich in dieser Disziplin einen gewissen
Ruf verschafft habe. Genutzt hat es Stoiber nichts.
Sollten
Sie während der Feiertage für einen Rülpser böse Blicke ernten,
können Sie sich gern auf uns berufen und sagen, Sie hätten vor
Tagen einen Text gelesen, der Ihnen immer noch aufstösst. In
diesem Sinne: Wohl bekommt's!
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