Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (29. Dezember 2013)
 
Ausgezogen
 

   Jetzt, da 2013 so gut wie gelaufen ist, kann ich die Katze ja aus dem Sack lassen. Sämtliche an dieser Stelle in diesem Jahr erschienenen Kolumnen habe ich nackt geschrieben. Eigentlich wollte ich das für mich behalten, aber mich nervt das Bohei, das um diese Femen-Weiber gemacht wird. Kaum springt so eine Tusnelda auf einen Kirchenaltar, muss der Ort des Geschehens nachgeweiht werden und es hagelt Schlagzeilen. Selbst die Grünen finden das inzwischen doof.

   Der wahre Nacktarbeiter arbeitet im Verborgenen. Weil ich weiss, dass es nicht nach jedermanns Geschmack ist, in einem Grossraumbüro einen unbekleideten Kollegen vor dem Computer sitzen zu sehen, kam ich sehr früh in die Redaktion. Die sich durch die Räume saugende Putzkolonne hatte sich schnell an meinen Anblick gewöhnt. Vielleicht hielt man mich für eine Zimmerpflanze. Oder man dachte, das sei eine Form der Selbstkasteiung - was es auch war.

   Wer nichts als die nackte Wahrheit schreiben will, dachte ich, der enge seinen Geist nicht durch Klamotten ein. Ausserdem beschleunigt es den Arbeitsprozess, wenn man sich beim Schreiben den Hintern abfriert, denn die Zeiten sind vorbei, da es sich die Zeitungshäuser leisten konnten, ihre Redaktionen auf Saunatemperaturen aufzuheizen. Es gab Tage, da stand ich kurz davor, mich in Schüttelreimen zu ergiessen.

   Ich bin mir nicht sicher, aber vielleicht könnte Nacktarbeit in mässig beheizten Räumen ein Modell für Deutschland sein. Dann bekommen wir in 36,5 Wochenstunden hin, was der Chinese in 60 Stunden nicht packt.

   So, genug der Offenbarungen von einem, der sich auszog, um seine Schaffenskraft zu beflügeln. Allmählich trudelt auch das Personal hier ein. Das Jahr neigt sich seinem Ende zu, die Nase läuft, und ich spiele mit dem Gedanken, es 2014, dem Jahr des Grünspechts, mal mit Vogelkostümen zu versuchen.

 

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