Jetzt, da 2013 so gut wie
gelaufen ist, kann ich die Katze ja aus dem Sack lassen. Sämtliche
an dieser Stelle in diesem Jahr erschienenen Kolumnen habe ich
nackt geschrieben. Eigentlich wollte ich das für mich behalten,
aber mich nervt das Bohei, das um diese Femen-Weiber gemacht
wird. Kaum springt so eine Tusnelda auf einen Kirchenaltar,
muss der Ort des Geschehens nachgeweiht werden und es hagelt
Schlagzeilen. Selbst die Grünen finden das inzwischen doof.
Der
wahre Nacktarbeiter arbeitet im Verborgenen. Weil ich weiss,
dass es nicht nach jedermanns Geschmack ist, in einem Grossraumbüro
einen unbekleideten Kollegen vor dem Computer sitzen zu sehen,
kam ich sehr früh in die Redaktion. Die sich durch die Räume
saugende Putzkolonne hatte sich schnell an meinen Anblick gewöhnt.
Vielleicht hielt man mich für eine Zimmerpflanze. Oder man dachte,
das sei eine Form der Selbstkasteiung - was es auch war.
Wer
nichts als die nackte Wahrheit schreiben will, dachte ich, der
enge seinen Geist nicht durch Klamotten ein. Ausserdem beschleunigt
es den Arbeitsprozess, wenn man sich beim Schreiben den Hintern
abfriert, denn die Zeiten sind vorbei, da es sich die Zeitungshäuser
leisten konnten, ihre Redaktionen auf Saunatemperaturen aufzuheizen.
Es gab Tage, da stand ich kurz davor, mich in Schüttelreimen
zu ergiessen.
Ich bin mir nicht sicher,
aber vielleicht könnte Nacktarbeit in mässig beheizten Räumen
ein Modell für Deutschland sein. Dann bekommen wir in 36,5 Wochenstunden
hin, was der Chinese in 60 Stunden nicht packt.
So,
genug der Offenbarungen von einem, der sich auszog, um seine
Schaffenskraft zu beflügeln. Allmählich trudelt auch das Personal
hier ein. Das Jahr neigt sich seinem Ende zu, die Nase läuft,
und ich spiele mit dem Gedanken, es 2014, dem Jahr des Grünspechts,
mal mit Vogelkostümen zu versuchen.
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