Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (12. Januar 2014)
 
Jetzt spricht die Helmkamera
 

   Der ehemalige Fussballprofi Arne Friedrich sagt: "Wenn ich homosexuell wäre, würde ich es jetzt sagen." Was aber, wenn man es nicht ist, dennoch eine ordentliche Portion Sendungsbewusstsein besitzt und zudem eine Kolumne zu füllen hat? Dann bleibt einem nach dieser Wahnsinnswoche nur dies: "Ich bin heterosexuell, habe aber in meinem erbärmlichen Dasein als Freizeitkicker immer nur schwule Flanken hinbekommen. Es gab Momente auf dem Platz, da hätte ich weiss Gott was dafür gegeben, einen Pass wie Thomas Hitzlsperger schlagen zu können."



   So, nachdem wir das Thema der Woche politisch korrekt abgehandelt haben, blicken wir in diesem noch unschuldigen Jahr nach vorn und halten fest, das Mitte Januar bereits klar ist, wohin die Chose läuft. Der Chinese mag das Jahr des Pferdes begehen, für uns ist das Jahr der Helmkamera angebrochen.

   Überraschen kann das kaum, denn schon 2013 hat sich abgezeichnet, was da auf uns zukommt. Kaum ein Frischluftfanatiker, der ohne Helmkamera vor die Haustür ging. Hochhausspringer, Skifahrer, Radler, Walker, Angler - allesamt hielten sie ihr aufregendes Outdoor-Dasein fest. Auf der Touri-Messe CMT auf den Fildern trifft sich an diesem Wochenende erstmals eine Selbsthilfegruppe von Freizeitaktivisten, die eines verbindet: Sie können nur noch ein Urteil über einen zurückliegenden Urlaub abgeben, wenn sie das komplette Videomaterial gesichtet haben.

    Auch die deutsche Kanzlerin soll, wie unserer Sportredaktion via Videobotschaft gesteckt wurde, be ihrem fatalen Langlaufsturz im Engadin eine Helmkamera getragen haben. Regierungssprecher Steffen Seibert hat sich bisher weder vor laufender Kamera noch via Twitter zu Details geäussert. Umso mehr hält sich im politischen Berlin das Gerücht, an dem Sturz der Kanzlerin seien ihre Skier nicht ganz unschuldig gewesen - ein betagtes Auslaufmodell aus DDR-Beständen. Die Wahrheit dürfte in der Mitte liegen und am Montag ans Licht kommen. "Bild" wird mit "Jetzt spricht die Helmkamera" aufmachen.



   Für unsere Redaktion sind Helmkameras ein alter Hut. Wir haben die Entstehungsgeschichte jeder unseriger Ausgabe der vergangenen 30 Jahre aus unterschiedlichen Perspektiven dokumentiert. Derzeit stehen wir mit internationalen TV-Sendern in Verhandlungen. Es geht um eine auf 40 Millionen Folgen angelegte Doku-Soap.

   Anfangs war das schon gewöhnungsbedürftig, ständig mit dem Helm vor dem Rechner. Aber man gewöhnt sich an alles im Leben - auch an den Anblick der Kollegen. Ausserdem gibt es einige, die haben durch die Helmkamera gewonnen.

   So, meine Damen und Herren, ich muss schliessen, denn ich will schiessen. Werde das restliche Wochenende auf dem Bolzplatz verbringen. Sie wissen schon: Flanken üben. Helmkamera ist dabei. Sollte mir auch nur ein Traumpass gelingen, wird der auf youtube gestellt. Bleiben Sie am Ball. Es grüsst Sie der Tor des Monats.

 

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