Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (23. März 2014)
 
Wissen ist Ohnmacht
 

   So eine Woche geht mal echt schnell ins Land. Was war da noch gleich? Genau. Dortmund im Viertelfinale. Voll der Gurkenkick. Frühligsanfang. Und alle so verschwitzt! Und bei Aldi gab's leckere Bauarbeitermarmelade, das Pfund Hack für schlappe zwoneunundfuffzich. Supi Preiskracher, ne.



   Sonst noch was? Ach ja, Putin. Boeing. Und irgendwelche Astrophysiker haben bemerkt, dass in sechs Milliarden Lichtjahren Entfernung ein monströses Schwarzes Loch herumwirbelt und dabei stetig Materie verschlingt. Wen juckts, denkt jetzt der eine und andere. Wen interessiert schon so ein verquastet Akademikergedöns? Die Zeiten der Fussnotendichter und Querdenker sind längst vorbei. Wer benötigt heute noch einen ehrlich erworbenen Doktorentitel, um als hoch dotierte Bildungsministerin, Muttis Liebling und künftige Vatikan-Botschafterin in diesem Land zu reüssieren? Wer braucht überhaupt noch solche abartige Fremdworter wie "reüssieren" - selbiges gilt übrigens auch für die Gallizismen "Redakteur" und "Journalist" - in einer bildungsfernen Welt, in der sogar ein nettes Mädchen wie Sainabou von Top-Model-Blockwart Heidi Klum aus deren Show protestlos rausgeworfen werden darf? Eben.

   Das Problem der Naturwissenschaften: Niemand nimmt sie wirklich ernst. Die Physik, das ist wie eine tölpige Schönheit, die beim Fotoshooting stolpert und nach Hause muss. Am Ende gewinnt eben doch die streberhafte BWL-Tussi mit dem blonden Dutt. Was eben auch an der Mangelhaften Anschaulichkeit liegt.

   Zum Beispiel das Schwarze Loch. Wenn man erklärt, dass so ein Loch mit einem galaktischen Kraftwerk zu vergleichen ist, welches mit der geballten Schwerkraft einiger zehn bis hundert Millionen Sonnenmassen nahezu alles frisst, was ihnen zu nahe kommt, kapiert das: kein Mensch. Es muss auch anders gehen. Bildhafter. Bodenständiger. Wie wenn Heidi Klum das Modebusiness erklärt und sagt: "Wackel mal mit deinem Hintern. Wackeln, wackeln, wackeln!"



   Also. Ein Schwarzes Loch, das ist ungefähr so mächtig und unstillbar wie Wladimir Putins allmorgendliche Fressattacke beim Anblick der knusprigen Krim und anderer ehemaliger Sowjetkrümel. Oder die Galaxie. Die ist mindestens so endlos wie der Appetit der Deutschen auf billiges Discounterschnäppchenfleisch dubioser Herkunft, weshalb die Freude über die neue Wurstpreisrabattschlacht bei Aldi intergalaktisch sein dürfte. Und schliesslich die Schwerkraft von Millionen Sonnenmassen. Das zieht einen so dermassen hinunter in den kosmischen Abgrund wie das intelektuelle Nullniveau beim Fernseh-Sternen-Kampf zwischen Kahn und Klopp nach dem verlorenen Champions-League-Kick. Alles klar? Wer jetzt genau hinhört, der wird es vernehmen: Das gierige Schmatzen, Sabbern und Rülpsen irgendeines Schwarzen Lochs ganz in seiner Nähe. Seien Sie vorsichtig! Halten Sie Türen und Fenster geschlossen. Und stellen SIe Tabletten gegen Sodbrennen bereit.

 

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