Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (18. Mai 2014)
 
Drecksmai
 

   Bleiben Sie mir bloß mit dem Mai vom Leib. Und hören Sie bitte auf, „Der Mai ist gekommen“ vor sich hin zu trillern. Ich hör’ das durch die Zeitung durch.

   Von mir aus hätte der Mai bleiben können, wo der Pfeffer wächst. Lieber noch einen April dranhängen. Der war okay, zumal die Erwartungen an ihn niederschwellig sind und kein Mensch oder sonst ein Vogel auf den Gedanken käme, „Der April ist gekommen!“ zu trillern.

   Wer hat sich eigentlich den Mist mit dem Wonnemonat ausgedacht? Wannemonat müsste das heißen! Seit Tagen liege ich in der Badewanne und lasse stundenweise heißes Wasser nachlaufen. Statt den Mai musikalisch in den siebten Himmel zu loben, wäre etwas Realitätssinn angebracht: „Hey Mai, Du bist so arschkalt und verregnet. Verpiss Dich!“ Jan Delay könnte das verschnupft nölen.



   Aber es wird laufen wie immer. Hinterher sagt ein Meteorologe: „Dieser Mai war, sowohl was die Niederschläge als auch was die Temperatur angeht, vollkommen normal.“ Natürlich war der normal, Du Wolkenschieber! Weil er immer schon so verschissen war.

   Wie ich in der Badewanne sitze und mich durchs Programm zappe, stößt mir zum x-ten Mal eine Bierreklame auf. Drei Männer wandern bei Topwetter durch die Pampa, kommen an einen Fluss, setzen sich auf einen Baumstamm und holen Bierflaschen aus dem Rucksack. Ich weiß nicht,welche Erfahrung Sie mit Mai-Wanderungen haben, mir laufen da nur bemooste Baumstämme über den Weg.

   Und dann noch die Sache mit der Plörre. Haben Sie mal Bierflaschen bei Topwetter durch die Gegend geschleppt? Das Zeug ist hinterher untrinkbar. Im Mai wird gelogen, dass sich die feuchten Baumstämme biegen.

   Kommende Woche soll er besser werden. Das hat er wieder prima hinbekommen, dieser Drecksmai. Hinten raus ein paar sonnige Tage, und alles scheint vergessen. Aber nicht mit mir, mein lieber Mai! Ich vergesse nichts. Notfalls drucke ich diesen Text im kommenden Jahr noch einmal ab. Dann schon im April.

 

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