Diese Woche hat der Internetriese
Google damit begonnen, unangenehme Einträge zu löschen. Die
Prozedur, schreibt der Suchmaschinenbetreiber in einer sich
selbst löschenden Pressemitteilung, sei eine Googlefuhr. Deshalb
lösche man nur, wenn dies von den Betroffenen beauftragt würde.
Als ersteres meldeten sich die grossem europäischen Fussballnationen
England, Italien und Spanien.
Offenbar
funktioniert die Sache. Wer bei Google "WM 2014" und
einen der eben genannten Ländernamen eingibt, bekommt zu lesen:
"Es wurden keine mit Ihrer Suchanfrage übereinstimmenden
Dokumente gefunden,"
Was in Historikerkreisen
als "Geschichtsklitterung" verpönt ist, kommt beim
Weltfussballverband Fifa und dessen Präsidenten Sepp Blatter
prima an. "Gerade in solchen sensiblen Bereichen wie dem
Fussballgeschäft", sagt Blatter, "sind Löschungen
oft die beste Löschung." Auch von der Fifa gäbe es Interna,
die bei Google nichts zu suchen hätte. Blatter: "Da kommen
uns sie Problemlöschungen gerade recht."
Allem
Anschein nach hat eine einst von dem Heppenheimer Weltklasseorgler
Franz Lambert komponierte Fifa-Hymne ausgedient. Wenn künftig
Schiedsrichter und Fussballmannschaften in Stadien einlaufen,
soll frei nach einem 80er-Jahre-Gassenhauer des Stuttgarter
Popstars Peter Schilling "Völlig losgelöscht / von der
Erde / schwebt die Fifa / völlig schwerelos" ertönen.
Für
Hafenmeister, Feuerwehrleute und Gastwirte ist der von Google
ausgelöste Löschboom keine Überraschung. Seit jeher wurde Löschen
von der Menschheit als befreiende Tätigkeit empfunden. Egal
ob Schiffsladungen, Feuerbrünste oder der Durst gelöscht wurde,
hinterher sah die Welt meist freundlicher aus.
Die
Trendsscouts unserer Redaktion "Spiele und Sport",
stets gewohnt, kein Löschblatt vor den Mund zu nehmen, haben
herausgefunden, dass der Modesport der Saison "Lösching"
heisst. Kaum hatte der Suchmaschinenbetreiber Google mit seinem
Löschzug begonnen, trafen sich Internetbenutzer zu Löschläufen
unter freiem Himmel. Auch ältere Herrschaften kamen hinzu, deren
Festplatten ganz von selber unangenehme Dinge aus dem Gedächtnis
gestrichen hatte, und skandierten "Lösch geht's los. Lösch
geht's los."
Wie jede gesellschaftliche
Änderung produziert auch der Lösch-Boom Verlierer. Brauereien
klagen, dass bei Fussballübertragungen kaum noch Gerstensaft,
sondern vor allem Löschwasser getrunken werde. Kaffeehausbesitzer
haben rechtzeitig vorgesorgt und löschlichen Kaffee ins Programm
genommen. Pintmedien, seit Tausenden von Jahren stolz auf das
gedruckte Wort, tun sich mit dem Löschen schwer. Zeitungen liegt
künftig ein Weissmacher bei.
Kurz vor
Redaktionsschluss hat sich noch einmal Fifa-Boss Blatter gemeldet.
Sollte es Problem beim Löschen auf Google geben, könne man gerne
über eine Ablöschesumme sprechen. Sieht so aus, als würde allösch
gut.
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