Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (03. August 2014)
 
Roboter mit Senf
 

   Wir wünschen allen, die in die Sommerferien aufbrechen, viel schipass. Strandurlaubern empfehlen wir angesichts der zahlreichen Badetoten in jüngster Zeit, sich nicht allzu weit ins Meer hinauszuwagen und aus unheimlichen Begegnungen mit glibberigen Tieren das Positive mitzunehmen. Denn Qualität kommt von Qualle, das weiss doch jeder.

   Das eigenständige Denken bei sommerlichen Temperaturen ist eine Zumutung, weshalb wir im vorliegenden Fall der Versuchung erlegen sind, bei anderen abzuschreiben. Das erspart einem zumindestens in Teilen die Plackerei, weshalb man es ja Plackiat schimpft.

   Wir gestehen also: Einen Teil der Spässchen im ersten Absatz dieses Textes haben wir gestohlen, und zwar der Facebook-Seite eines gewissen Kazim Akboga. Das ist ein Mann mit türkischem Migrationshintergrund, von dem wir sonst recht wenig wissen und dessen Alter wir nur schwer schätzen können. Aber das ist ja heutzutage nicht mehr wichtig, es ist Wurst, es juckt ja eh keinen.

   Womit wir - elegant wie ein Moderator im Frühstücksfernsehen - den Bogen geschlagen haben zum Werk von Kazim Akboga. Der Mann ist so etwas wie ein Sänger und Songschreiber uund hat im Internet einen Video-Hit gelandet. Das Lied heisst "Is mir egal" und ist nach unserer Recherche besonders bei solchen Jungs beliebt, die ihr Leben bevorzugt vor dem Computer oder ihrer Spielekonsole verbringen. Man erkennt diese Jungs in der Öffentlichkeit daran, dass sie bisweilen den Refrain des Liedes "Is mir egal" vor sich hinträllern. Das ist dann die Null-Bock-Generation, die es angeblich nicht mehr geben soll.

   Das Lied ist so etwas wie ein Prolo-Gaga-Spässchen, dass man besonders dann unbeschwert lustig finden kann, wenn man noch von Papa und Mama versorgt wird oder von Hartz IV lebt. "Keine Arbeit - is mir egal, zweite Mahnung - is mir egal". Das ist so der Tenor. Kurioser Höhepunkt des Liedchen ist die Zeile "Roboter mit Senf - is mir egal". Dazu zeigt Akboga in seinem Video das Bild von einem putzigen Roboter, dem ein Senfglas auf dem Fuss steht. Das Foto ist momentan auch das Titelbild auf seiner Facebook-Seite.



   Roboter mit Senf also. Was will uns der Autor damit sagen? Alle Deutschlehrer sind aufgerufen, den Liedtext ihren Schülern zur Interpretation vorzulegen. Sollen uns die Kids doch mal erklären, was damit gemeint sein sollte.

   Klar ist, wer heute Erfolg bei jungen Männern haben will, darf kein Wort darüber schreiben und sollte auch sonst den Proleten spielen. Rächtschreibung und Billdung giltet nix mehr, oder anders ausgedrückt: Fack ju Göhte!

   Das Proletentum ist allerdings oft nur vorgetäuscht. Gangsterrapper Kollegah zum Beispiel studiert nebenher Jura und auch Kazim Akboga ist längst nicht so blöd, wie er tut. Laut seiner Facebook-Seite ist er gelernter Texter und kann vier Sprachen. Es ist also nur gespielt, wenn Akboga in Interviews Sätze beginnt mit "Ich hab Dings". Nee, Kinder, der Mann hat doch auch Bumms!

 

Zurück