Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (31. August 2014)
 
Warum aus Stauberater Staubberater werden
 

   Dieser Sommer wird als der Sommer in die Geschichtsbücher eingehen, in dem die Menschen sich Kübel mit Eiswasser über den Kopf schütteten. Sie taten es nicht, weil die Temperatur danach war, sie taten es für einen guten Zweck, um das Augenmerk der Welt auf die seltene Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) zu richten und Spenden für deren Erforschung zu sammeln.

   Sie merken, meine lieben Leser, das Thema ist ernst, da verbietet sich die sonst hier übliche Heiterkeit. Ice Bucket Challenge heisst der Brauch der Saison, der erst durch Netzvideos zum globalen Phänomen wurde. Wer sich in den vergangenen Wochen durch die Videomaschine YouTube klickte, kam sich vor, als glotzte er in eine Nasszelle. Kaum eine Promi-Nase, die nicht wie ein begossener Pudel in die Kamera linste.



   Bis zuletzt war unsere Redaktion unschlüssig darüber, ob sie sich auch der Eiskübelherausforderung, so der hübsche deutsche Begriff für die Spül-Show, stellen müsse. Sie begnügte sich damit, Eiswürfel in Cocktailgläser plumsen zu lassen, und war an kühlen Abenden auch einem Schlückchen Glühwein nicht abgeneigt.

   Was wird sonst von diesem Sommer in den unterkühlten Hirnen bleiben? Vielleicht, dass nun, da die Eiswürfelflut abebbt und das Ende der Reisewelle naht, der ADAC seine Stauberater abzieht und zu Staubberatern umschult. Im häuslichen Bereich sind Fachleute gefragt, dürfen doch von diesem neuen Monat an auf Geheiss der Europäischen Union nur Staubsauger mit maximal 1600 Watt Leistung produziert werden.

   1600 Watt, was soll denn das, rufen leistungsorientierte Haushaltsvorstände. Das ist ja nicht mal halb so viel wie mein Turbofön bringt. Nach dem Ende der Glühdirnen, dem Siegeszug der Energiesparschlampen und dem Dahindämmern der AKW wird einem weiteren Kraftwerk das Licht ausgeblasen.

   Da mag die Industrie noch so sehr Beschwichtigungsformeln wie "Weniger Watt bedeutet nicht weniger Saugkraft" in die Köpfe der Menschen blasen, der kritische Verbraucher rechnet mit Versandung ganzer Landstriche, vom Wohnzimmer bis ins Bad. Der einzige Vorteil besteht darin, dass Feinstauballergiker nicht vors Haus müssen, um Staubschutzmasken tragen zu müssen. Waschechten Saubermännern und ihren Frauen bleibt nur der Griff zum martialischen Laubsauger (bei Verbrennungsmotoren für Frischluftzuführung sorgen!).



   Über kurz oder lang werden wir in einer mit WIndrädern verspargelten und mit Sonnenkollektoren verspiegelten Republik vor der Frage stehen: Und, wohin mit dem ganzen Strom? Keine Sorge, die nächste Eiskübelherausforderung kommt garantiert. Sie können schon mal die Gefrierfächer hochfahren.

   Wie nicht anders zu erwarten, kennt das Stromspardiktat der EU keine Grenzen, 2015 sind die Kaffeemaschinen dran. Dann wird allen vor Augen geführt, was EU-Kritiker immer schon zu wissen glaubten: Regierungswahn produziert kalten Kaffee.

 

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