Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (28. September 2014)
 
Krumm gelaufen
 

   Was eben gerade war, ist jetzt plötzlich krumm. Das neueste Smartphone der Firma Apple zum Beispiel. Das Ding sorgt derzeit für eine eher bewölbte Stimmung bei seinen Kunden. Wenn man es in der XL-Version kauft und dann hinten in der Hosentasche trägt, kann es sich nach längeren Sitzungen angeblich verbiegen. Schon werden die ersten Käufer böse verspottet - als Träger des verbogenen Schatzes. Eine Welle lustiger Selbstversuche bogt durchs Internet. Die Welt lacht sich vor Biegen.

   Warum gerade Apple-Kunden ein akkurat flaches Gerät erwarten, ist vielen allerdings schleierhaft. Schliesslich kaufen diese Menschen doch ganz bewusst ein Gerät namens Ei-Phone, da sind gewisse Rundungen nicht auszuschliessen. Möglicherweise folgt Apple mit seinen neuesten Geräten auch nur einem Trend. Gekrümmte Bildschirme sind ja schwer in Mode gekommen, insbesondere bei Fernsehern. Sprachforscher gehen gerade der Frage nach, ob man solche Geräte überhaupt noch Flachbildschirme nennen darf.

   Ob andere Handys auch so empfindlich sind wie ein rohes Eiphone, wird gerade von Verbraucherschützern untersucht. Manche Samrtphones kommen ja inzwischen schon mit einem gekrümmten Bildschirm auf den Markt. Das sieht schicker aus und man soll das, was auf dem Bildschirm zu sehen ist, noch schärfer erkennen können. Angeblich sieht man jeden Krümmel, aber das kann auch eine Übertreibung der Marketingleute sein. Die drehen ja, was den Wahrheitsgehalt von Werbung angeht, immer mal wieder krumme Dinger.



   Vielleicht will sich Apple mit seinem neuen Smartphone auch nur an die Spitze der Bewegung setzen. Ein Bildschirm, dessen Krümmungsgrad man individuell von Hand selbst einstellen könnte, wäre nun wirklich der allerletzte Schrei. Da würden die Tüftler von der Konkurrenz aussehen wie Gurken.

   Manche werden nun sagen, wen krümmert das alles? Diesen Menschen rufen wir zu: Die Menschheit wird, insgesamt gesehen, immer krümmer, Apple ist also Teil dieses Wahnsinnstrends. Dazu muss man nur den Bogen schlagen zu der Zeit, als die Erde nach der festen Überzeugung aller noch eine Scheibe war und das Paradis nicht Garten Eden hiess sondern Garten Eben. Seitdem hat sich einiges getan, Raum und Zeit haben sich mit Hilfe der Physik gekrümmt - und jetzt nun auch noch die Handys.

   Auch an der Politik ist diese Entwicklung nicht spurlos vorübergegangen. Früher hatte Deutschland noch Kanzler, die waren stabil wie Eichenschränke. Politiker pflegten den aufrechten Gang, was Ihnen auch leichter möglich war, denn damals wurde nicht jedes Wort von ihnen öffentlich transportiert und auf die Goldwaage gelegt.

   Heute regiert uns Angela Merkel, die so biegsam ist wie ein Fragezeichen. Je nach Stimmung geht es bei ihr rechts- oder linksherum. Kein Wunder, dass Bundestagsdebatten mit Kanzlerin Merkel die Beobachter immer mehr an Kurvendiskussionen erinnern.

 

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