Meldungen, in denen der
Penis im Mittelpunkt steht, gehören zu den schwierigsten Stilübungen
im Journalismus. Schon die Formulierung "Im Mittelpunkt
steht" hat in dem Zusammenhang, um es Schwäbisch zu sagen,
ein Geschmäckle. Entweder, da weiss einer nicht, was er schreibt.
Oder er hat absichtlich eine Anzüglichkeit der billigsten Sorte
in seinem Text geschmuggelt.
Die Sache
wird nicht einfacher, wenn es, wie im vorliegenden Fall, um
die Masse des männlichen Gliedes geht. Es soll sensible Männer
geben, die zucken bei "Zentimeter im Schritt" zusammen.
Ganz zu schweigen von dem Hinweis, dass in besagter Studie aus
London 15000 europäische Penisse "erfasst" worden
seien.

Erschwerend
kommt dazu, dass viele Zeitungstexte auch im Internet erscheinen
- und dort gibt es die Faustregel, kein Text ohne Bild. Manche
Redaktionen haben sich mit einem steinernen Gemächt aus der
Antike aus der Affäre gezogen. Ich werde mir, so ich eines finde,
mit dem Foto einer Blumenwiese behelfen und penibel darauf achten,
dass darauf keine Wicken zu sehen sind. Auf Blumenwiesen gibt
es Bienen, alles weitere erfahren Sie im Biologiebuch Ihrer
Kinder.
Was das Ergebnis der Studie
angeht: Ein Desaster! Der Deutsche liegt mit 8,6 cm im nicht
erigierten Zustand unterm Schnitt. Der Franzose ist Spitzenreiter,
er stellt uns mit 10,74 Zentimetern in den Schatten. Auch wenn
diese Bemerkung nicht ganz dem politischen Mainstream entspricht,
ich sage nur Afrika! Einziger Trost, mit nur 52 erfassten griechischen
Penissen ist diese Gruppe so winzig, dass sich daraus keine
Erkenntnisse ableiten lassen.

Natürlich,
Länge ist nicht alles. Man hat das immer wieder gern vernommen.
Es komme auf das Einfühlungsvermögen an, also darauf, dass sich
einer nicht schon während des Liebesakts eine Zigarette anzünde.
Aber Hand aufs Herz, Männer, haben wir das geglaubt? Ist das
nicht so, wie wenn man einem Kind, dem ein wunderschöner Luftballon
geplatzt ist, sagt, dass er nicht hübsch war?
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