Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (12. April 2015)
 
Zehn Gründe gegen ...

... den Fitness-Wahn im Frühjahr

 


Bloss nicht verausgaben



1       Was wir nicht lesen und sehen wollen
Es gibt Begriffe in der Boulevardpresse, die besonders im Frühjahr überstrapaziert werden. Etwa die Bezeichnung "After-Baby-Body" - wenn Hollywoodsternchen zwei Wochen nach einer Geburt schon wieder mit flachem Waschbrettbauch über den roten Teppich stolzieren. Das ist im echten Frauenleben trotz Rückbildungsgymnastik und Fitness-Übungen kaum machbar.

2       Aufrüstung der Discounter
Kaum blinzelt die Sonne vom Himmel, rüsten die Discounter auf. Kein Sportgerät, das man nicht erstehen kann. Karbon-Nordic-Walking- oder Aluminium-Trecking-Stöcke, Federhanteln, Bauchtrainer, Stepper, Rudergeräte, Vibrationsplatten, Jongliersets, Trampoline. Diese Apparaturen sollen dem Normalsterblichen suggerieren, dass ohne sie die Muskulatur völlig erschlafft. Stimmt natürlich nicht. Abgesehen davon - Liegestützen und Kniebeugen funktionieren auch ohne Technik-Chichi.

3       Fitness-Bekleidung ist demütigend
Um die unter Punkt zwei genannten Fitnessgeräte überhaupt sinnvoll benutzen zu können, braucht man offenbar auch passende Funktionsbekleidung. Will man uns wenigstens weismachen. Aber Entschuldigung, diese wurstpellenartigen Plastikklamotten, wahlweise in Pastell- oder Kreischfarben, die den über die WIntermonaten angefutterten Winterspeck erst so richtig zur Geltung bringen, sind eine Zumutung.

4       Zweckentfremdung
Die meisten Fitness-Gerätschaften werden in den heimischen vier Wänden ganz anderen Verwendungszwecken zugeführt als ursprünglich vorgesehen. Laufbänder dienen als Ablage für unsortierte Steuerunterlagen, Profi-Aerobic-Steppbretter mutieren zu Schuhregalen - für die vielen Sportschuhe, die man ja auch benötigt. Auf dem in eine Ecke verbannten Rudergerät döst die Hauskatze. Alles selbst gesehen.

5       Fitness-Geräte als Sondermüll
Wer das neue Monster-Trampolin mit vier Meter Durchmesser im Garrten aufstellt, merkt rasch: Bereits nach ein paar Tagen oder Wochen ebbt die Begeisterung daran ab. Wer möchte sich schon beim Herumhüpfen von neugierigen Nachbarn oder Passanten begaffen lassen? Eben. So rosten und verstauben die Teile in kürzester Zeit. Wohin mit dem vielen Altmetall und -kunststoff?

6       Schlechtes Gewissen durch Apps
Logischerweise geht heute nichts mehr ohne Sport-Apps. Doch was soll es einen bitte schön sagen, wenn die "Freunde" in den sozialen Netzwerken dauernd ihre Laufstrecken samt benötigter Zeit und den beim Laufen verbrannten Kalorien posten? Dass man weiss, dass derjenige nicht faul vor dem Fernseher herumhängt? Dass man es selbst viel nötiger hätte? Das macht nur ein schlechtes Gewissen.

7       Überanstrengung ist Gift
"Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht's, dass ein Ding kein Gift sei!" Sagte schon Paracelsus, der berühmte Arzt und Alchemist. Bewegung ist wichtig, keine Frage. Aber es schadet nicht, auch bei Leibesübungen Mass zu halten. Sonst kann's schmerzhafte Muskelzerrungen, Bänderdehnungen oder Gelenkbeschwerden geben. Muss nicht sein.

8       Nicht in Schönheit sterben müssen
In unserer Gesellschaft herrschen Jugend- und Fitnesswahn. Es wird Zeit, entgegenzusteuern, um in Würde alt und klapprig werden zu können. Nichts gegen Bewegung, doch man ist nicht glücklicher, wenn wenn man sich dauernd verrenkt. Das gilt im wörtlichen wie im übertragenden Sinne.

9       Fitness-Trends sind kurzlebig
Jedes Jahr werden neue Fitness-Trends ausgerufen. CrossFit, Tabata, Yin-Yoga, Body-Balance, TRX-Training. Bewertungsformen aus aller Welt sind da zusammengemischt, von japanischer Wirbelsäulentherapie bis hin zu neuseeländischen Tänzen. Die Modesportarten verschwinden meist so schnell, wie sie aufgetaucht sind.

10      Fitness ist mehr als Ertüchtigung
Vielleicht sollte man einfach mal mit strammen Spaziergängen beginnen. Sonnenstrahlen auf der Haut spüren, Magnolien blühen sehen, Vogelgezwitscher hören, mit Freunden plaudern. Das ist gesund, macht nebenbei auch Geist und Seele fit. Und kostet nicht einen Cent.

 

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