Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (28. Juni 2015)
 
Eine Königin mit Rädern unten dran
 

   Aus aktuellem Anlass richten wir unser Wort heute an die Jugend.

   Liebe Kinder, diese Woche hat eine kleine, ältere Dame unser Land besucht, die hat einen Beruf, den gibt es bei uns nur noch im Märchen. Die ältere Dame ist Königin und kommt von einer Insel, auf der es merkwürdig zugeht. Da fahren die Autos auf der falschen Strassenseite, in den Klos liegen Teppichböden und im Bad gibt es zweierlei Wasserhähne. Aus einem kommt kaltes, aus dem anderen heisses Wasser. Will man sich beim Händewaschen nicht die Finger verbrennen, muss man flugs zwischen den Wasserstrahlen hin- und herwechseln. Für die Menschen von der Insel ist das wohl eine Art von Frühsport.



   Wir erzählen euch deshalb vom Besuch der alten Dame, weil mit den Menschen, die sie besucht, meist merkwürdige Dinge geschehen. Um ein Haar wäre dieser Artikel nicht erschienen - und das kam so. Eigentlich sind wir in der Redaktion der Meinung, dass man den Chef von einem Land wählen soll. Aber das die alte Frau Chef von England ist, finden wir okay. Jedes Mal, wenn wir sie winken sahen, haben wir zurück gewinkt. Egal, ob das im Internet, im Fernsehen oder in der Zeitung war. Manche von uns haben gar nicht mehr aufgehört zu winken, weshalb sie ihre Winkehand irgendwann kaum noch bewegen konnten. Lasst euch sagen, Kinder, es ist kein Kinderspiel, mit einer Hand eine Zeitung zu machen.

   Wir hoffen nur, Menschen aus anderen Berufen haben nicht auch so viel gewinkt. Wir glauben nicht, dass man mit nur einer Hand einen Mercedes bauen kann oder einen Menschen operieren kann. Ein Atomkraftwerk mit einer Hand abschalten geht wohl schon.

   Immer, wenn die ältere Dame mit ihrem grossen Auto zu sehen war, mussten die Älteren unter uns an ein lustiges Lied aus den achtziger Jahren des letzten Jahrhundert denken. Es heisst "Eine Königin mit Rädern unten dran" und der Refrain geht so: "So rollt sie durch ihr Reich, / vom Gebirge bis zum Teich. / Sie rollt und rollt ganz ungeniert, / wie toll sie sie dabei noch regiert."

   So richtig regieren tut die Königin von der Insel nicht mehr. Eher winkt sie, schüttelt Hände und bekommt von Kindern bunte Blumensträusse. Auch legt sie mal einen Kranz nieder und gern lässt sie sich in ihrem grossen, grossen Auto dort chauffieren, wo andere nicht fahren dürfen, etwa durchs Brandenburger Tor in Berlin.



   Das Auto, das sie von der Insel mitgebracht hat, ist eine tolle Erfindung. Es hat einen speziellen Schleichgang und die Sitze hinten kann man so einstellen, dass die kleine Königin genauso gross wirkt wie ihr doppelt so grosser Mann, der bloss Prinz ist. Bei der Fahrt durchs Brandenburger Tor war die Königin hinten drin nicht angeschnallt. Das darf man nur als Königin im Schleichgang.

   Noch eines, Kinder, falls euch jemand erzählen sollte, wir bräuchten keine Königin, wir hätten da noch einen Kaiser Franz. Das kann man aber nicht vergleichen. Der ist nämlich gar kein echter Kaiser. Der war früher nur Fussball-Gott.

 

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