Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (06. September 2015)
 
Bitte lächelt!
 

   Mein ausdrücklicher Dank gilt diese Woche dem Institut für Demoskopie Allensbach, das eine im Auftrag der deutschen Versicherungen erstellte Studie veröffentlich hat. Ein Ergebnis der Umfrage besagt, dass die sogenannte mittlere Generation in Deutschland, also Menschen zwischen 30 und 59 Jahren, mit ihrem Leben ganz zufrieden sei. 91 Prozent, heisst es, würden ihre Situation als "gut" oder "sehr gut" einstufen.

   Ich tue das auch, habe mich bisher aber nicht getraut, damit aus der Deckung zu kommen. Dies lag vor allem daran, dass Menschen, die behaupten, sie seien mit ihrer Situation zufrieden, leicht in den Verdacht geraten, ihnen sei das Elend der Welt egal. Dies ist, und ich hoffe, ich spreche im Sinne meiner Gefühlsgenossen, nicht der Fall.



   Vor Jahren führte ich mal ein Interview mit einem grossen Komiker. Wir verstanden uns glänzend, auch was den Humor betraf. Irgendwann erklärte der Mann, er neige zu Depressionen - und dass es vielen seiner Kollegen ebenso erginge. Als ich ihm sagte, dass mir das fremd sei, ging er auf Distanz. Nach dem Gespräch fühlte ich mich schlecht.

   Dass ausser mir viele andere mit ihrer Lebenssituation in unserem schönen Land zufrieden sind, hat mich dann doch überrascht, bekommt man von seinen Mitmenschen doch meist nur Gebruddel zu hören - und stimmt öfter als einem lieb ist mit in den Singsang ein. Auch beim Gang durch eine durchschnittliche Fussgängerzone drängt sich einem nicht unbedingt der Eindruck auf, hier sei eine zufriedene Menge unterwegs. Der Gefühlszustand der Passanten würde man als gehetzt bis gereizt bezeichnen.

   Dank Allensbach weiss ich nun, dass es diesen Menschen vermutlich ähnlich ergeht wie mir. Sie sind zufrieden, trauen sich aber nicht, dieses zu zeigen. Nun aber, da klar ist, dass wir in der mittleren Generation in der Mehrheit sind, könnten wir die Katze ruhig aus dem Sack lassen. Als Erkennungszeichen sollten wir uns ab und zu anlächeln.

 

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