Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (22. November 2015)
 
Eier statt Schleier!
 

   Dienstagsabend. Ich will Deutschland gegen Holland schauen, da wird das Spiel abgesagt wegen einer Terrorwarnung. Ich erzähle meiner Frau davon. Sie setzt sich sofort zu mir aufs Sofa, was sie ganz sicher nicht tun würde, spielte Deutschland gegen Holland. Wir schauen einen Nachrichtensender. Es beginnt ein politisch unkorrektes Gespräch.

   Ich sage, dass ich sauer sei. Jetzt blasen sie wegen dieser Irren auch noch Fussballspiele ab! Meine Frau sagt, so ein Spiel sei doch nicht wichtig. Ich sage, dass grundsätzlich jedes Fussballspiel wichtig sei. Und bei dem Spiel sei es zudem ums Prinzip gegangen.



   Warum schaffen es die Engländer, frage ich, in dieser aufgeregten Zeit im Wembley-Stadion gegen die Franzosen zu spielen, und wir hier machen uns in die Hose! Weil wir verweichlicht sind, rufe ich. Wir reden ständig von Freiheit und unseren Werten, sind aber nicht mehr bereit, dafür einen Preis zu zahlen! Okay, so etwas lässt sich vom Sofa aus leicht sagen, aber es musste mal raus.

   Im Fernsehen behaupten sie zunächst, man habe in der Nähe des Stadions eine Bombe gefunden. In dem Fall will ich nichts gesagt haben, sage ich. Dann erscheint der Bundesinnenminister und sagt, dass es keine Bombe gäbe, zumindestens noch nicht, aber wir sollten ihm einfach vertrauen, die Absage des Spiels sei wirklich nötig gewesen, alternativlos. Pah!, sage ich, da haben wirs doch: War bloss irgendeine Drohung, auf die wir Deutschen mal wieder hysterisch reagiert haben. Was meinst du, fragte meine Frau, wie viele Drohungen die Engländer für ihr Spiel heute Abend gekriegt haben? Meine Frau antwortet nicht und verlässt das Wohnzimmer. Irgendwie hat sie den Eindruck gewonnen, man könne mit mir heute Abend nicht mehr vernünftig reden.

   Im Fernsehen schalten sie zum Reporter vor Ort. "Bringen Sie sich in Sicherheit", ruft die Dame im Studio ihrem Kollegen am Ende zu. Dabei stehen um den Kollegen mehrere Hundert Polizisten herum. Unsere Gesellschaft ist halt auch total verweiblicht, denke ich. Wenn meine Frau im Bett ist und nach ein paar Gläsern Rotwein - traue ich mich, solche Sachen zu denken.



   Mittwoch. Eine Pressemitteilung erinnert mich daran, dass am nächsten Tag Internationaler Männertag ist. Ein Verein namens "Bürger für Freiheit und Toleranz" (BFT) fordert in der Mitteilung an diesem Tag "genau die Werte hochzuhalten, die heute als 'typisch männlich' belächelt werden". Ich schaue mir die Homepage dieses Vereines an. Das scheinen liberale Menschen zu sein, die sich gegen staatliche Bevormundung auflehnen und den mündigen Bürger herbeireden wollen. Das ist in diesen Zeiten verwegen, vermutlich werden die längst vom Verfassungsschutz beobachtet.

   In der Pressemitteilung steht ein Satz, der mich als Freiheitskämpfer auf dem Sofa voll anspricht: "Wir brauchen mehr Frauen und Männer mit Eiern!" Genau! Wehren wir uns gegen den islamistischen Terror! Eier statt Schleier! Meiner Frau erzähle ich davon heute Abend aber besser mal nichts davon.

 

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