Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (24. Januar 2016)
 
Verlassene Umlaufbahnen
 

   Auch diese Woche ging es um existenzielle Dinge. Um das Überleben, um das Sterben. Und um eine zerstörerische Natur, gleichsam von erhabener Schönheit und unermessliche Schrecken bereithaltend. Zwergenhaft, verloren, fast schon lächerlich wirkt der Mensch mit all seinen Hoffnungen, Ängsten und Begierden vor diesem einschüchternden Panorama. Man denke an Gunter Gabriel. Siegmar Gabriel. Das imposante Häppchenbüfett beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos.



   Oder diese Elefanten. Die meist früh ergrauten Kolosse sind seit jeher Blickfang und Sympathieträger zugleich. Elefanten sind Parteitiere, die ihren wendigen Rüssel in die lauen Winde der Schönwetterremokratie stecken. Mit fingerartigen Rüsselfortsätzen können sie geschickt Stimmungswandel aufnehmen und fruchtige Nebeneinkünfte von den Bäumen und Vorstandsetagen pflücken. Durch ihre Grösse und ihr realitätsfernes Leben im Herdenverband haben Elefanten kaum natürliche Feinde. Nur einigen Tastaturlöwen, Papiertigern und Leitartikelbullen gelingt es bisweilen, ahnungslose Jungtiere zu reissen.

   Deutsche Elefanten sind ausnahmslos geduldige Allesfresser und ernähren sich vor allem von Umfragewerten und Sonntagsfragen. Besonders vor wichtigen Landtagswahlen nehmen sie täglich Unmengen Ego-Futter und Quotenhafer zu sich. Für die blähungsfördernden Verdauungsvorgang benötigen sie bis zu 20 Stunden und dutzende Ministervorlagen, die meisten davon überstehen sie in artgerechter Sitzhaltung und fensterlosen Talkshows, wo sie viel trinken, Dampf und Dung ablassen. Dazwischen drehen sie sich argumentativ so lange im Kreis, bis Ihnen und den Besuchern im Politzoo schwindlig wird, sie links und rechts verwechseln und in der Folge possierliche Tierchen einfach unter die Fünfprozenthürde stampfen. Das sind die Elefantenrunden.



   Doch etwas läuft nicht mehr rund bei den Dickhäutern. Amerikanische Astronomen wollen nun herausgefunden haben, dass weit draussen im Sonnensystem ein noch unbekanntes Objekt den Kreislauf der Elefanten empfindlich stört. Die üblichen Verdächtigen bewegen sich plötzlich auf stark eiernden Trampelpfaden rund um die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten wie Thorsten Legat um das Dekolleté von Sophia Wollersheim. Manchmal stolpern die Dicken, verlieren gar die Oriententierung, was Experten zunächst veranlasste zu glauben, es könnte an der AFD liegen oder an RTL, was vom SWR-Studio auf dem Mond aus betrachtet so ziemlich dasselbe ist.

   Die spitzen Enden dieser Elefantenellipsen aber zeigen allesamt in die gleiche Richtung zur Milchstrasse beim Kanzleramt. Die einzig mögliche Erklärung: Es muss ein neuer Planet sein, der ganz einsam seine Bahnen zieht. 5000-mal schwerer als Pluto, zehnmal so schwer wie die CSU und Trillionen Lichtjahre weit entfernt von Europa. Noch sucht man einen Namen für den Himmelskörper. "Planet Bowie" geistert durch die solzialen Netzwerke, auch "Melancholia". Wie wäre es denn mit "Angie"?

 

Zurück