Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (26. Februar 2017)
 
Die Nacht der langen Messer
 

   In den Fenstern des Berliners Verteidigungsministeriums gehen die Lichter nicht mehr aus. Olivgrüne Rechenmaschinen rattern wie Maschinengewehre und speien Salven von Tabellen aus, Wollsocken aus den Beständen des Winterhilfswerks, Orden und Gulaschkanonen werden gemustert und gezählt. Mancher Beamter, der jahrzehntelang in einem Flügel des Gebäudes die grossen Schlachten der Kriegsgeschichte nachträumte, wurde wachgerüttelt.



   Schuld ist das Diktum einiger grau melierter Herren aus der USA, die auf einer Konferenz in München drohend die Finger hoben und mehr Geld für das Militär anmahnten. Zwei Prozent, hiess es, müssten für Kriegsgerät ausgegeben werden, sonst ...Die Drohung wirkte. Der Finanzminister wurde durch einen Trupp Fallschirmjäger gezwungen, einen entsprechenden Erlass zu unterschreiben, dann knallten in den Büros und Offizierskasinos Champagnerkorken, feuerten Abteilungsleiter und Büroboten mit ihren Dienstwaffen in die Luft.

   Doch rasch verfinsterten sich die Gesichter wieder. Zwei Prozent, das wären ja ... also ... Milliarden zum Ausgeben ... Doch wofür? Lange Unterhosen, hiess es, seien knapp, und Leergutbehälter für die Bierflaschen in den Kasernen. Alte Marinehausdegen träumten von einem Schlachtschiff der Tirpitz-Klasse, das mit einem leichten Wink seiner Kanonen Richtung Nordafrika das dortige Tollhaus befrieden würde. Dazu Schiffstaufe, Tränenabschied der Zurückgebliebenen mit Kleinkindern auf dem Arm. Ein Traum.



   Erfahrene Verteidigungsbürokraten wiesen darauf hin, dass man bereits Fantastilliarden in ein startunfähiges Transportflugzeug und einen Hubschrauber investiert habe, der seinen Verteidigungsauftrag nur erfüllt, wenn er bis zum Rotor eingegraben wird. Auch das Gewehr der Armee sei schick, funktioniere aber wie die Abgasreinigung bei enem Euro-5-Diesel nur bei 17 bis 21 Grad Aussentemperatur, gutem Zureden und abnehmendem Vollmond. Zunächst wurde deshalb der Bau von mehreren Hundert Kriegerdenkmalen beschlossen - ein Projekt mit berechenbaren Kosten, das die Streitkräfte auch technisch im Griff haben könnten.

   Es hätte also eine schöne Woche werden können, wären da nicht die dunklen Gerüchte aus dem inneren Zirkel einer aufstrebenden Parei gedrungen. Man munkelte von einer grossen Säuberung, eine Nacht der langen Messer stehe unmittelbar bevor - Codewort "Ernst Röhm". Ein in Ungnade gefallener Funktionär gab zu, doppelzüngig geredet, mit ausländischen Agenten zusammengearbeitet, Dienstreiseanträge gefälscht und in der Kantine der Parteizentrale ein Dessert extra genommen zu haben. Ob er liquidiert wird oder die Chance erhält, sich zu bewähren, ist unklar. Dafür böte sich eines der neuen Strafbataillone an, die jetzt aufgestellt werden.

 

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