Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (04. Juni 2017)
 
Fussball schauen unter Protest
 

   Am Dienstag rief eine Dame von Sky an, die kam mir gerade recht. Sky ist dieser Sender, auf dem man gegen Geld Fussball gucken kann, und ich war nach einer langen Saison dermassen fussballmüde.



   "Hören Sie", sagte ich zu der Dame, "das mit dem Kommerz im Fussball nimmt echt überhand." - "Da haben Sie völlig recht", sagte sie. Vor allem die Fernsehrechte würden immer teurer, weshalb Sky leider für die nächste Saison etwas mehr Geld verlangen müsse, sollte ich mein auslaufendes Abo verlängern.

   Ha, da ist die Dame aber an den Falschen geraten! Am Abend davor hatte ich mir noch das Relegationsspiel zwischen Braunschweig und Wolfsburg angesehen. Man nimmt halt, was man kriegt, wenn alle europäischen Top-Ligen ihren Spielbetrieb eingestellt haben. Nach dem Spiel habe ich den Fehler gemacht, nicht gleich auszuschalten. So bin ich in eine Talkrunde mit Frank Plasberg reingeraten, in der es darum ging, dass eigentlich viel zu viel Fussball gezeigt wird. Da war ich dann endgültig übersättigt.

   Ich hätte Helene Fischer auch ausgepfiffen, sagte ich  der Dame. "Was tritt die auch in der Halbzeit eines Pokalfinales auf? Mich interessiert nur das Spiel, wissen Sie? Ausserdem hat Sky doch die Freitagsspiele der Bundesliga an Eurosport verloren. Ich soll also mehr zahlen für weniger Fussball? Das ist nicht Ihr Ernst!"



   Und weil ich schon mal dabei war, erzählte ich der Dame von der letzten Saison. Dass ich zusätzlich zu Sky den Streamingdienst DAZN abonnieren musste, um die englische Liga gucken zu können - und die spanische und die italienische und die französische. Das lässt sich aber alles nicht mehr mit meinem Privatleben vereinbaren. Jeden Abend kommt irgendwo ein Spiel, und an den Wochenenden laufen oft mehrere Spiele gleichzeitig. Mein ebenso fussballverrückter Sohn und ich haben im Wohnzimmer dann nicht nur den Fernseher am Laufen, sondern auch noch den Laptop. "Wissen Sie, wie anstrengend es ist, zwei Spiele gleichzeitig zu schauen?", fragte ich die Dame. "Ausserdem ist so ein Verhalten gesellschaftlich noch nicht akzeptiert. Meine Frau zum Beispiel nennt mich 'verhaltensgestört'. Ich werde den ganzen fussballlosen Sommer damit beschäftigt sein, sie wieder milde zu stimmen."

   Die Dame von Sky zeigte volles Verständnis und zählte dann noch mal alle Wettbewerbe auf, die Sky exklusiv übertragen werde, und bot mir gegen einen klitzekleinen Aufpreis ein neues Abo in HD-Qualität an, was bei meiner nachlassenden Sehkraft sicher von Vorteil wäre. Und weil doch der VfB Stuttgart wieder in die Erste Bundesliga aufgestiegen ist, sagte ich am Ende zu dem neuen Abo irgendwann doch Ja. Aber nur unter Protest.

 

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