Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (23. Juli 2017)
 
Zündet eine Kerze für den Diesel an
 

   Es ist an der Zeit, eine Kerze für den Diesel anzuzünden. Schon deshalb, weil die Deutsche Umwelthilfe dem guten alten Selbstzünder ums Verrecken das Licht ausblasen will.

   Man fragt sich schon, wann bei den Öko-Aposteln das Geschichtsbewusstsein auf der Strecke geblieben ist, dass sie mit einem alten Weggefährten dermassen streng ins Gericht gehen? Ist von denen eigentlich nie einer mit einem ausrangierten Postbus an den Gardasee gezuckelt? Gut in Erinnerung ist mir eine Fahrt in einem Mercedes 180 Ponton nach Jugoslawien. Am Wurzenpass ging vor uns die Sonne auf, hinter uns wurde es finsterne Nacht. Nein, ein Feinstaubproblem hatte der Diesel damals noch nicht.



   Oder ist über die Kameraden der Umwelthilfe die Neue Deutsche Welle spurlos hinweggegangen, als eine Band namens Deutsch-Österreichisches Feingefühl sang: "I woat auf das Brummen von am Mercedes Diesel, oba's brummt net." Darf man so mit einem Antriebsaggregat umspringen, das etwas erreicht hat, was der Umwelthilfe auf ewig verwehrt bleiben wird: Ein Platz in den Charts.

   Unter uns gesagt, meine Hoffnung beruht darauf, dass der Diesel auch dies überstehen wird. Robust war er immer schon - und zimperlich sind sie mit ihm nie umgesprungen. Als er noch lahm und laut war, wurden Fahrzeuge der Marke Mercedes als Heizöl-Ferrari verhöhnt - nur weil Landwirte die Genügsamkeit des Motors unter Umgehung des Steuerrechts ausgenutzt hatten.

   Ich selbst habe nie einen Diesel besessen, gab stets einem Sechszylinder aus Rüsselsheim den Vortritt. Aber als Ex-Aushilfs-Taxler weiss ich um die Zuverlässigkeit der Motoren. 460 000 Kilometer hatte der 200D (erste Maschine) runter, als mein Chef die Karre für 3000 DM verscherbelte. Das war in den Achtzigern. Ich vermute, der Wagen schiebt heute bestimmt noch irgendwo im Orient Dienst.



   Das Gemeine ist, dass der Diesel sich nie gegen den Fortschritt gestellt hat. Vor einiger Zeit haben sie ihm mittels Russfilter das Rauchen abgewöhnt. Genutzt hat es ihm wenig. Jetzt steht er wegen der Stickoxide am Pranger. Das sollten Menschen bedenken, die im nächsten Leben aus Öko-Gründen als Regenwurm das Licht der Welt erblicken wollen. Man kann es nie allen recht machen.

   Meulich hat mir ein Freund ein T-Shirt geschenkt. Über zwei gekreuzten Zapfpistolen steht "Je suis TDI". Darunter "Solidarisch mit einem überlegenen Antrieb". Wenn ich allein daheim bin, trage ich es manchmal und ziehe mir "The Fast and the Furious" mit Vin Diesel rein.

   Möge uns das inzwischen gedämpfte Dieseln des Motors noch eine Weile begleiten. Zur Aufmunterung geben wir der Maschine ein altes Indianerwort mit auf den Weg: "Erst wenn die letzte Glühkerze erloschen ist, werden sie merken, dass man Diesel nicht trinken kann."

 

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