Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (10. September 2017)
 
Alle Zeichen stehen auf
E
 

   Seit ich ein Aquarium besitze, schaue ich kaum noch fern. Neulich habe ich es doch getan, weil ich nicht riskieren wollte, dass mir beim Bügeln das Eisen ins Wasser fällt. Im Zweiten lief Sport. Ein bisschen Bewegung, dachte ich, könnte beim Bügeln nicht schaden. Moderiert wurde die Sendung von Rudi Cerne, Sie wissen schon, dem früheren Eiskunstläufer, der mit gerunzelter Stirn im Fernsehen manchmal auf Verbrecherjagd geht.



   Es hat mindestens zwei Hemden und drei Geschirrtücher gebraucht, bis ich begriffen habe, dass es gar nicht um echten Sport ging, also um das, was bei uns Älteren früher in der Schule unter Leibesübungen firmierte. Es ging um E-Sport, um Wettkämpfe, die nicht in der realen Welt ausgetragen werden. Junge Menschen an Konsolen (in dem Beitrag wren es durchweg Männer) spielten Fussball-WM, fuhren Autorennen oder traten in Ballerspielen an. Sie taten das nicht im stillen Kämmerlein, sondern in Mehrzweckhallen vor tausenden Zuschauern.

   Als bügelnder Mensch musst du beim E-Fussball schon genau hinsehen, um zu erkennen, ob sich der echte Cristiano Ronaldo nach einem Tor das Trikot vom Leib reisst. Oder nur das Geschöpf eines Programmierers. Was irritiert, ist, dass auf den Rängen keine Feuerwerkskörper gezündet werden und bei Deutschlandspielen keine "Sieg Heil"-Rufe zu hören sind. Da bleibt die Illusion beim E-Sport hinter der Wirklichkeit zurück.

   Die Jungs an den Konsolen, hiess es in dem Bericht, seien Popstars und auf einem guten Weg, irgendwann so viel wie echte Fussballer zu verdienen. Manche waren noch keine 17 und hatten Pickel. Ob es in dem Gewerbe Spielerfrauen gibt, haben sie nicht gesagt. Hätte mich interessiert, da Mädchen Computer-Nerds angeblich nicht sexy finden. Ein Nachteil muss das nicht sein, immerhin bräuchte von den Jungs keiner fürchten, dass sich eine Ex bei der "Bild" ausheult, also in der echten Welt. Aber vermutlich wäre das in der E-Branche eh egal.



   Beim E-Sport ist so viele Kohle im Spiel, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die ersten Disziplinen olympisch werden. Der Herr IOK-Präsident Bach schien der Vorstellung nicht abgeneigt zu sein. Kurios ist, dass sie beim echten Motorsport inzwischen nach Typen Ausschau halten, die am Rechner richtig Gas geben können. Beim Fussball scheint mir das weniger Erfolg versprechend. Man kann  flinke Finger und zwei linke Beine haben.

   Noch ein Wort zu meinen Geschirrtüchern. Ja, ich bügle auch die, weil mir eine vertrauenswürdig erscheinende Frau mal erklärte, dass man damit besser abtrocknen könnte. Auch wenn irgendwann bei Olympia nur noch E-Schweisstropfen fliessen, vom Geschirtücherbügeln lasse ich mich nicht abbringen. Man braucht ja etwas in dieser Welt im Umbruch, an dem man sich festhalten kann.

 

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