Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Küche (05. November 2017)
 
Die 7 Dinge gegen eine offene Küche
 

Transparenz ist wichtig. Ob das ausgerechnet für die Küche gelten muss, daran bestehen berechtige Zweifel.



1   Erschreckend humorlos
   Sorgsam kultivierte Chauvinisten-Witze aus den späteren 70er Jahren werden nie wieder funktionieren. Der hier zum Beispiel: "Mensch, ich kann nicht sehen, wie du dich da in der Küche abrackerst. Mach bitte die Tür zu." Ebenso wird es niemand auch nur ansatzweise amüsant finden, wenn Sie in Richtung Küche rufen, dass Sie "gerade leider überhaupt gar keine Zeit" zu helfen hätten - während man Sie genau beobachten kann, wie Sie Türme aus Kartoffelchips und Salzstangen errichten und ihr Team anfeuern.

2   Unnötige Transparenz
   Der Mitternachtssnack wird nicht länger Ihr pikantes Geheimnis bleiben. Früher war es ein leichtes, durch geschickte Ablenkungsmanöver heimliche Fressattacken zu verschleiern. Dem Partner einen Apfel aus der Küche holen und dabei heimlich und rasend schnell ein daumendick belegtes Käsebrot oder 650 Gramm Schokolade zu verdrücken - diese Zeiten wären endgültig vorbei. Man wird Sie sehen und hören können. Es sei denn, Sie sind ein geräuschsneutraler und unsichtbarer Ninja. Dann könnten Sie aber auch gleich die Vorräte des Nachbars dezimieren.

3   Es riecht
   Kenner wissen, des einen Geruch ist des anderen Gestank. Völlig unerheblich, wie gut Sie kochen, irgend etwas riecht immer. Mal Knoblauch oder mal Zwiebeln, mal Angebranntes in der Pfanne. Da helfen auch technische Errungenschaften wie die Dunstabzugshaube nicht weiter. Zudem die in voller Fahrt auch jegliche Konservation mit Partner, Familie oder Haustier erschwert. Spätestens wenn sich die Couchdecke und verbrannte Pizza nicht mehr am Geruch unterscheiden lassen oder Sie das Fernsehgerät aufgrund von Rauchentwicklung nicht mehr orten können, wird das Problem grösser als unbedingt nötig. Andererseits, wer richtig miserabel kocht, kann zumindestens von der Couch aus der Feuerwehr bei der Arbeit zuschauen.



4   Schon wieder aufräumen
   Von (nicht nur) männlichen Fachkräften geprüft und für gut befunden: Eine Art, die Küche aufzuräumen, war seit jeher, sie einfach zu verlassen. Türe schliessen und fertig. Kochen ist heutzutage schliesslich schon genug der Arbeit. Niemand sollte gleichzeitig als visionärer Küchenchef und Putzteufel brillieren müssen. Eine offene Küche wird Ihnen schlagartig ins Bewusstsein rufen, dass früher doch einiges besser war.

5   Geheimnisse
   Die Zeiten, in denen lediglich gekocht wurde, sind längst vorbei. Heute wird in der Küche komponiert, kreativ gestaltet oder gearbeitet. Echte Genies und Chefs de Cuisine lassen sich dabei nur ungern in die Karten schauen - beziehungsweise würden sie, ähnlich wie Magier und Illusionisten, niemals ihre Geheimnisse derart offen zur Schau stellen. Zum Beispiel den schnöden Glutamat-Würzer oder das putzige Verpackungsmaterial vom Sushi-Bringdienst.



6   Kurze Wege
   Es waren immer auf reiner Vernunft basierende Gründe, sich eben den Kühlschrank nicht neben der Couch zu installieren. Eine offene Küche schafft fahrlässig kurze Wege, mal kurz die Snackvorräte zu überprüfen oder die Werbepause durch einen geschwind zubereitetes Drei-Gänge-Menü zu überbrücken. Es ist rational betrachtet der letzte Schritt, bevor der Kühlschrank darin eben doch neben das Sofa wandert. Ausserdem, Cineasten wissen, dass die psychopatischen Massenmörder in Hollywood-Filmen meist mit dem Messer oder anderen spitzen Gegenständen aus der Küche arbeiten, um Sie im Wohnzimmer zu erstechen. Das muss man denen nicht auch noch erleichtern. Auch wenn Sie bei den romantischen Filmen immer gedacht haben, "Sehr sehr schön, die Küche". Apropos, bei streitenden Paaren fallen durch das räumlich offene Arrangement wertvolle Rückzugsmöglichkeiten weg. Anderenseits, es muss auch nicht mehr so laut gebrüllt werden.

7   Frustpotential
   Schon wieder die elektronischen Geräte verwechselt und versucht, die Tiefkühl-Pizza in den DVD-Player zu rammen oder fluchend mit der Fernbedienung vor dem Backofen gesessen? Gerade für Singles mit Hang zu abendlichen Zwölftbier birgt die offene Küche unnötig hohes Frustpotential.

 

Zurück