Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (26. November 2017)
 
Der Führer privat
 

   Während Berlin im Chaos versinkt und Putsch-Gerüchte die Runde machen, gibt es noch anderswo stabile Regierungen. Entgegen aller Vorurteile herrschen auf dem Schwarzen Kontinent nicht nur Elend und Vielweiberei. Beispiel Simbabwe: Da wird nicht herumgemerkelt. Die Überlebenserwartung von Diktatoren ist seit Robert Mugabes Amtsantritt auf 93 Jahre gestiegen. Zudem starben zuletzt mehr Oppositionelle an der Folter als durch Hunger. Doch wie erklärt sich der Erfolg? Hinweise zum Verständnis liefert das Protokoll zum letzten Arbeitstag des unvergleichlichen Despoten.



7.23 Uhr:   Salven eines Erschiessungskommando wecken Mugabe. Der schweissgebadete Präsident träumte vom Amtsenthebungsverfahren und dass ihm jemand auf die Pilotenbrille getreten ist. Irre. Der sympatische Schreckensherrscher beschliesst eine Säuberung und dreht die Goldhähne in seinem Bad voll auf. Wie üblich wäscht eine Hand die andere.

7.24 Uhr:   In Harare bricht die Wasserversorgung zusammen. Die Trockenzeit bricht an.

8.00 Uhr:   Grace Mugabe bereitet mit einigen Sklaven (ehemalige weisse Farmer) ein opulentes Frühstück zu. Die Welthungerhilfe beschliesst daraufhin einen Hilfsfond für das darbende Simbabwe.

11.00 Uhr:   Mugabe erscheint auf dem Balkon mit einem Rollator aus feinem Elfenbein und verkündigt vor der trampelnden Menge Pläne zu einer Bildungsoffensive gegen die Jugendarbeitslosigkeit (107 Prozent). Kleptokratiekunde, Vetternwirtschaft und Kondomstricken werden Pflichtfächer. Hemmungsloser Jubel.

14.00 Uhr:   Mugabe spricht immer noch in den 16 Amtssprachen Simbabwes - und zwar gleichzeitig. Der rüstige Tyrann zeigt Zeichen verbaler und sonstiger Inkontinenz. Trotzdem, Tausende hängen ihrem Führer an den sabbernden Lippen, Mugabe und seine psychedelisch gemusterten Sakkos sind beliebt wie eh und je.

14.01 Uhr:   Die Masse vor dem Palastbalkon stellt sich bei genauerem Hinsehen als eine Herde Gnus heraus.

15.17 Uhr:   Büro, Büro. Mugabe unterschreibt Schiessbefehle und liest Telegramme mit Durchhalteparolen von Baschar al-Assad und Angela Merkel.



16.00 Uhr:   "Rooobert!" Grace ist von ihrer Shoppingtour zurück, aus ihrer Gucci-Tasche rollen ein Rolls-Royce und zwei Dutzend Blutdiamanten. Derweil gibt es auf Harares Schwarzmärkten für eine gut genährte Tochter zwei Rübenstrünke. Deutschland beschliesst eine milliardenschwere Fehlentwicklungshilfe für Simbabwe.

18.01 Uhr:   Mugabes unverständliches Balkongefasel wird vom Parlament als Rücktrittsrede interpretiert. Feierabend.

22.00 Uhr:   Zum Einschlafen trinkt der grosse Diktator noch Champagner aus einem Elefanten-Stosszahn, zählt seine Ehefrauen durch und hört etwas von Togotronic und Lady N'Gaga. In Harare gehen die Lichter aus.

 

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