Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (10. Dezember 2017)
 
Im Namen der Dose
 

   In der Hoffnung auf eine süsse Überraschung habe ich neulich ein Türchen am Adventskalender aufgemacht. Statt auf ein Stück Schokolade stiess ich auf etwas Metallisches, eine Dose Bier.



    Ichn bin ein lebensfroher Mensch und habe nichts gegen Gerstensaft, egal zu welcher Tageszeit. Manchmal besorge ich mir Weisswürste zum Frühstück, weil es kein unverdächtigeres Argument gibt, um sich frühmorgens ein Weizen reinzupfeifen. Aber keine Sorge, ich kann jederzeit damit aufhören. Ich kann mir auch ein Leben als Vegetarier vorstellen.

   Dennoch sollte es einem zu denken geben, wenn in der Vorweihnachtszeit ein Bieradventskalender auf dem Gabentisch landet. Je länger ich darübe nachdenke, desto mehr komme ich zu der Überzeugung, dass ein Bieradventskalender ein sicheres Zeichen dafür ist, dass meine Mitmenschen sich aufgegeben haben. Auch wenn es dir niemand direkt ins Gesicht sagt, kein Mensch rechnet mehr damit, dass du in diesem Leben jemals noch ein Amt von Rang und Würde bekleiden wirst, weder als Bundeskanzler, noch als Vorstand einer Schützengilde. Vielleicht langt es zum Kassierer eines SPD-Ortsverein. Aber solang ich nicht weiss, wie es in Berlin weitergeht, möchte ich mich ungern politisch festlegen.

   So ein Bieradventskalender fällt ja nicht vom Himmel, den muss einer erfunden haben - und da habe ich einen Verdacht: Deutschland liegt beim Bier im Pro-Kopf-Verbrauch (Was für ein wundervoller Begriff im Zusammenhang mit Alkohol!) weltweit auf dem dritten Rang - hinter den Seychellen und Tschechien, wobei die Seychellen ihre Spitzenposition bestimmt auch dem hemmungslosen Auslandeinsatz deutscher Kampftrinker zu verdanken haben. Gleichwohl ist der Biekonsum seit Jahren rückläufig, was die Vermutung nahelegt, dass die Bierindustrie mit Hilfe von Adventskalendern ihre Durststrecke zu überwinden hofft.



   An mir soll es nicht liegen. Ich werde meinen Bieradventskalender brav austrinken. Denn ich weiss, dass es schlimmeres gibt, etwa im Erotikbereich. Neulich hat mich eine Mail erreicht, in der ein mit Präservativen der Marke Billy Boy bestückter Adventskalender angepriesen wurde. Bei Adventskalender, die einen in Zugzwang bringen, hört ab einem gewissen Alter der Spass auf.

   Natürlich könnte man versuchen, sich seinen Bieradventskalender schön zutrinken. Ich persönlich neige dazu, Ihnen und mir reinen Wein einzuschenken. Wie man die Dose auch dreht und wendet, ein Bieradventskalender steht für mich auf einer Stufe mit einem Geschenkskorb zum runden Geburtstag - wiewohl es beim Geschenkskorb Unterschiede gibt. Die höchste Stufe der Erniedrigung ist erreicht, wenn neben dem Schwarzwurstring keine Flasche Trollinger, sondern eine Pulle Rotbäckchen-Saft steht. Dann bist du so gut wie tot.
 

 

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