In der Hoffnung auf eine
süsse Überraschung habe ich neulich ein Türchen am Adventskalender
aufgemacht. Statt auf ein Stück Schokolade stiess ich auf etwas
Metallisches, eine Dose Bier.
Ichn
bin ein lebensfroher Mensch und habe nichts gegen Gerstensaft,
egal zu welcher Tageszeit. Manchmal besorge ich mir Weisswürste
zum Frühstück, weil es kein unverdächtigeres Argument gibt,
um sich frühmorgens ein Weizen reinzupfeifen. Aber keine Sorge,
ich kann jederzeit damit aufhören. Ich kann mir auch ein Leben
als Vegetarier vorstellen.
Dennoch
sollte es einem zu denken geben, wenn in der Vorweihnachtszeit
ein Bieradventskalender auf dem Gabentisch landet. Je länger
ich darübe nachdenke, desto mehr komme ich zu der Überzeugung,
dass ein Bieradventskalender ein sicheres Zeichen dafür ist,
dass meine Mitmenschen sich aufgegeben haben. Auch wenn es dir
niemand direkt ins Gesicht sagt, kein Mensch rechnet mehr damit,
dass du in diesem Leben jemals noch ein Amt von Rang und Würde
bekleiden wirst, weder als Bundeskanzler, noch als Vorstand
einer Schützengilde. Vielleicht langt es zum Kassierer eines
SPD-Ortsverein. Aber solang ich nicht weiss, wie es in Berlin
weitergeht, möchte ich mich ungern politisch festlegen.
So
ein Bieradventskalender fällt ja nicht vom Himmel, den muss
einer erfunden haben - und da habe ich einen Verdacht: Deutschland
liegt beim Bier im Pro-Kopf-Verbrauch (Was für ein wundervoller
Begriff im Zusammenhang mit Alkohol!) weltweit auf dem dritten
Rang - hinter den Seychellen und Tschechien, wobei die Seychellen
ihre Spitzenposition bestimmt auch dem hemmungslosen Auslandeinsatz
deutscher Kampftrinker zu verdanken haben. Gleichwohl ist der
Biekonsum seit Jahren rückläufig, was die Vermutung nahelegt,
dass die Bierindustrie mit Hilfe von Adventskalendern ihre Durststrecke
zu überwinden hofft.
An
mir soll es nicht liegen. Ich werde meinen Bieradventskalender
brav austrinken. Denn ich weiss, dass es schlimmeres gibt, etwa
im Erotikbereich. Neulich hat mich eine Mail erreicht, in der
ein mit Präservativen der Marke Billy Boy bestückter Adventskalender
angepriesen wurde. Bei Adventskalender, die einen in Zugzwang
bringen, hört ab einem gewissen Alter der Spass auf.
Natürlich
könnte man versuchen, sich seinen Bieradventskalender schön
zutrinken. Ich persönlich neige dazu, Ihnen und mir reinen Wein
einzuschenken. Wie man die Dose auch dreht und wendet, ein Bieradventskalender
steht für mich auf einer Stufe mit einem Geschenkskorb zum runden
Geburtstag - wiewohl es beim Geschenkskorb Unterschiede gibt.
Die höchste Stufe der Erniedrigung ist erreicht, wenn neben
dem Schwarzwurstring keine Flasche Trollinger, sondern eine
Pulle Rotbäckchen-Saft steht. Dann bist du so gut wie tot.
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