Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (24. Dezember 2017)
 
Die Küchenschlacht
 

   Hmm, ooh. Wie das duftet. Lecker. Weihnachtszeit ist Schmausezeit! Aus allen TV-Küchen, Talkshows und Plenarsälen hört man es jetzt brutzeln. Dampfen. Stöhnen. Schmatzen. Schäumen.  Doch damit die Schlemmerei gelingt, haben wir uns bei den angesagtesten Köchen zwischen Berlin und Wien umgehört.



   Angela Merkel ("Zur grossen Korrosion", Berlin): Ihre drei Europasterne verdankt die Maîtresse raffinierter Technik aus der Molekularkantine am Bundestagsbistro, dem Vakuumgarer mit der Sitzfleischstufe. Mit diesem Gerät gelingt jeder faule Kompromiss. Zum Fest empfiehlt das IT-Girl der bürgerlichen Resteküche wie schon in den letzten Jahrzehnten einen Stampf aus Rotgemüse und grünstichigem Schwarzbrot.

   Nch dem Anrösten der widerspenstigen Rüben garen diese "sous-vide" mit der Teigmasse in der orangefarbenen Frauenhandtasche, bis im vakuumierten Seitenfach ein beinahe aromatisches Koalitionssoufflé von schleimiger Konsistenz erscheint. Voilà. Als Garnitur bietet sich ein warmes Bouquet aus bayrischen Stinkmorcheln an. Zubereitungszeit? Ungefähr sechs Monate, bei konstanter Sondierungstemperatur.

   Sebastian Kurz ("Reichsadler", Braunau am Inn): Der Shootingstar der österreichischen Slow-Food-Küche verdankt seinen Erfolg einer Neu-Interpretation eines Beisl-Klassikers. Dem blonden, rechtsgescheitelten Semmelknödel mit Schweinshaxl auf einer klaren Pfütze Haargel. Wichtiger als der Geschmack sind hierbei die faden Zutaten, die aus der Region kommen, betont Kurz, während sein Souschef Hans-Christian grunzend einen Kübel voll brauner Tütensosse abschmeckt. Pfefferfrei! Und ohne orientalische Zusatzstoffe!

   Die besten Zuchtschweinderl mit Herkunftsnachweis gibt es heuer aus einem biodeutschen Stall in der Wiener Hofburg. Serviervorschlag: Teller in Türkis! Kann auch mit dem Geilomobil im gesamten Reich bis zu den dicht gemachten Aussengrenzen geliefert werden.



   Katrin Göring-Eckardt ("Femme fraktale", Berlin): Für die Zubereitung eines alten, weissen Gockels bitte den Ofen in den sozialen Medien auf 1000 Grad vorheizen. Gockel eiskalt abbrausen, trockentupfen oder mit einem Shitstorm trockenföhnen. Die Flügel brechen und vorderen Bürzel abtrennen. Inneres Bierbauchgewebe entfernen. Gockel mit Salz und einem Foto von Alice Schwarzer einreiben, dann mit einer sexistischen Pampe sorgfältig abfüllen, bis der Kamm schwillt. Öffnung mithilfe von Holzspiessen aus dem Voodoo-Shop und Jungfeministinnengarn sorgfältig verschliessen.

   Den gefüllten Gockel in einen Bräter mit Brühe legen und in einer Talkshow zum Thema Diskriminierung vier Stunden lila grillen. Mit Dörrpflaumen hübsch anrichten. Vor der Bescherung auf Instagram posten. Bon Appétit.
 

 

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