Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (04. Februar 2018)
 
Wir brauchen mehr Hungerkünstler
 

   Auch wenn ihr Bekanntheitsgrad oder ihr Intelligenzquotient kaum an den einer Tüte Chicken McNuggets oder einer Dose Pedigree Pal heranreicht, ganz Deutschland sorgt sich um den Gesundheitszustand unserer Dschungelbewohner auf Zeit. Ganz Deutschland? Nun, sagen wir mal halb Deutschland. Also genau besehen ist es nur ein Ernährungsportal, das uns seit Tagen mit Essenziellem zur RTL-Dschungelinsassendiät überschwemmt.

   Man muss kein ernährungswissenschaftliches Hochschulstudium mit Schwerpunkt Kalorienzählen absolviert haben, um den Kern der Botschaft zu verstehen. Die Kandidaten werden von RTL mit voller Absicht auf Magerkost gesetzt. 1.) Damit die Chose micht komplett im Einheitsbrei des Senders untergeht. 2.) Wer tagelang im Unterzucker vor sich hin vegetiert, ist reizbarer, zickiger und somit auch aktiver als ein mit Rahmschnitzeln vollgestopfter Semipromi-Wonneproppen.



   Falls dies zutrifft, dann handelt es sich beim RTL-Dschungelcamp um einen gewaltigen, unter den Augen der Öffentlichkeit vorgetragenen Menschenversuch. Im Geheimen Affen und Menschen zu bedieseln - nicht schön, aber eine Lappalie im Vergleich zu dem auf Körper und Geist wirkenden Fernsehexperiment. Wo bleibt beim Dschungelcamp der Ethikrat? Sitzt vielleicht gerade beim Mittagessen im Ethikratskeller.

   Nur mal angenommen, es gelänge, vom Frühstückstisch der deutschen Fussball-Nationalmannschaft auch nur ein Nutella-Glas zu stiebitzen und in den Urwald zu schmuggeln, die Folgen wären unübersehbar. Zufriedenheit und Harmonie würden sich breitmachen. Ausser befriedigtem Röcheln wäre nichts mehr aus dem TV-Biotop zu hören.

   Auch wenn strittig ist, ob jeder der Dschungelhelden das Prädikat Künstler verdient hat. Im Grund gilt das, was die Menschheit schon seit Jahrhunderten zu wissen glaubt: Nur ein Künstler, der auf dem Zahnfleisch daher kommt, hat Biss.

   Und wer sagt denn, dass die Dschungeldiät nur im Urwald wirkt? Vielleicht an der Stelle ein Gratistipp an die sattsam bekannten SPD-Nasen für den Endspurt der Groko-Verhandlungen: Auch wenn Nahles auf dem Parteitag Zähne gezeigt hat ("Eins in die Fresse"), da geht noch mehr. Warum nicht die ganze Truppe auf Schmalkost setzen? Womöglich holen auf Mehlwürmer und Kotzfrucht gesetzte Genossen mehr heraus, als so manch bajuwarischem Weisswurstfresser lieb sein kann.



   Aber Obacht, nicht jeder Hunger ist gleich gut. Gerade der nach Fleischlichem lässt uns mitunter in Abgründe blicken. Wenn wir in diesen Tagen vom Wedel-Effekt lesen, so hat das nicht unbedingt etwas mit Hunden zu tun. Fest steht, die Ernährung spielt wohl eine gewichtigere Rolle als bisher angenommen. Vor diesem Hintergrund drängt sich die Frage auf: Was nimmt eigentlich Trump?
 

 

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