Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (26. August 2018)
 
Verflixter Flixbus - es lebe die Bahn!
 

   Kann eine Woche eigentlich noch schlechter beginnen? Am Montagmittag rief mich meine Tochter (17) an, heulend vor Wut. Sie stehe irgendwo in Wien und könne nicht heim nach Stuttgart. Der Flixbus-Fahrer habe ihre amerikanische Freundin (18) aus dem Bus geworfen. Die Freundin, für zwei Wochen bei uns zu Besuch, wollte auf ein Pop-Festival, auf dem die beiden mit einer Gruppe waren, nicht ihren Ausweis verlieren. Also hatte sie nur ein Foto des Ausweises auf ihrem Handy dabei. In Texas kommt damit angeblich durch, bei Flixbus nicht.



   Mein erster Gedanke war, wenn US-Präsident Trump von dem Vorfall erfährt, wird er Sanktionen gegen Bayern verhängen. Flixbus hat seinen Firmensitz nämlich in München. Kein amerikanischer Tourist darf dann mehr ins Hofbräuhaus, da können die dichtmachen.

   Mein zweiter Gedanker war, das ist alles nur wegen der Merkel. Hätte die nicht die Flüchtlinge animiert, durch Europa zu ziehen und nach Deutschland zu kommen, hätten wir heute nicht wieder Grenzkontrollen und Flixbus würde oder müsste nicht so rigoros handeln. Raus aus Deutschland kam die Freundin nämlich, auf der Hinfahrt nahm der Flixbus-Fahrer das mit dem Ausweis nicht so genau. Nur rein kam sie nicht mehr.

   Sorry, aber das waren halt die zornigen Gedanken eines Vaters, dessen Tochter in Not ist. Sie hatte nicht nur kein Gepack mehr (dem Fahrer war es zu anstrengend, die Koffer wieder aus dem Bauch des Busses zu kramen), sondern auch nicht mehr genügend Geld, um auf anderem Weg nach Hause zu kommen. Ausserdem - und das war das Allerschlimmste - hatte ihr Handy nur noch 27 Prozent Akku. Ein niedriger Akkustand ist bei jungen Menschen ähnlich problematisch wie bei älteren hoher Blutdruck. Es droht der Herzkasper.

   Ich bin dann in die Rolle des Superdad geshlüpft, habe die Bahn angerufen, ob die ein Problem hätten mit einer Mitreisenden ohne Ausweis (die Antwort war nein), habe auf der Webseite der Bahn zwei Tickets gekauft und sie auf das Handy meiner Tochter schicken lassen. Die Tickets waren viermal so teuer wie der Flixbus, aber billig ist halt nicht alles. Es lebe die Bahn! Sogar ihr Handy konnte meine Tochter im Zug aufladen.



   Flixbus war immerhin so kulant, auf meine Beschwerde hin zu antworten. Und zwei Freifahrten bot man mir auch an, was allerdings kein Schuldeingeständnis sei. Denn laut dem Kleingedruckten können die Fahrer von Flixbus gar nichts falsch machen, sondern immer nur der Kunde. Man behält sich vor, man haftet nicht, man schliesst ausdrücklich aus ...

   Kann eine Woche eigentlich noch schlechter beginnen? Ich hoffe nicht. Am Montag muss ich nämlich zum Zahnarzt.
 

 

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