Dinge, so oder so

 

Die Dinge des Herbstes (23. September 2018)
 
Warum wir uns auf den Herbst freuen
 

   Das beste am Sommer ist die Zeit danach. Und auch sonst spricht vieles für den Melancholiker unter den Jahreszeiten. Zeit der Kastanien und rotgolden gefärbten Blätter. Zwischen September und Dezember schmückt sich die Natur mit einem Goldrand. Auch wir Menschen werden ruhiger, drohte da nicht Weihnachten ...



Endlich Ruhe vor Sommerhits

   Der Sommer, diese frivole Mitmach-Veranstaltung unter den Jahreszeiten, bringt immer auch die passende Bespassungsmusik mit - stumpf, trumpf, tätärä. Der Herbst dagegen ist der Schöngeist unter den Jahreszeiten mit leichtem Hang zur Melancholie und Tranfunzeligkeit. Von nun an herrscht kein Gute-Laune-Zwang mehr. Und es passt schon. Denn schliesslich weiss fast jeder wie "November Rain" von Guns 'N' Roses klingt, doch an den Namen des Sommerhit-Sängers vom Vorjahr erinnert sich kein Mensch mehr.

Es hat sich ausgeschwitzt

   Wissen Sie noch in diesem heissen Sommer? Drei Schritte laufen, Schweissausbruch. Mit der Bahn fahren war auch nicht viel besser. Da sassen oft müffelnde Mensche, mutmasslich waren das Forscher, die ein für alle Mal die Wirksamkeit von 48-Stunden-Deos widerlegen wollten. Auch deshalb riecht der Herbst mit seinen moderaten Temperaturen immer ein bisschen angenehmer. Und manchmal natürlich auch, weil die Jungs jetzt ja Jacken drüberziehen.

Keine freigelegten Pobacken mehr

   Im Sommer sieht man mit hin Dinge, von denen man am liebsten nichts wissen will. Hühneraugen an Zehen, Krampfadern in allen Regenbogenfarben, mit Speckwülsten deformierte Körperteile, haariger Wildwuchs an kurzbehosten Männerbeinen, ganz zu schweigen von vergilbten Tennissocken in Treckingsandalen. Endlich stecken die Füsse wieder da drin, wo sie niemand mehr ankucken muss, In geschlossenen Schuhwerken! Auch sonst werden im Herbst endlich wieder Körperteile bedeckt, die man in der Hitze nur allzu oft unfreiwillig betrachten musste, zum Beispiel freigelegte Pobacken in allzu knappen Hotpants.

Ungestört Zeit zum Serien kucken

   Der 27. Grillabend, das 49. Biergarten-Date, die vierte Zehnerkarte für das Freibad bald aufgebraucht - nun ist Schluss mit diesem Schönwetter-Druck. Die Binge-Watching-Saison ist eröffnet. Abendelang zügellos und ohne schlechtes Gewissen vor der Fernsehglotze in der Couch einsinken und harte Entscheidungen darüber treffen müssen, mit welcher der zahllosen Serien man nun auf Netflix oder Amazon beginnen soll. Wenn man am Ende wieder bei "The Big Bang Theory" oder "How I met your mother" landet, ist es auch egal. Schliesslich könnte man, wenn man denn wollte, jederzeit bei der ersten Staffel von "Disenchantement", der zweiten von "Atypical" oder der vierten von "Better call Saul" einsteigen. Streaming-Dienst-Betreiber müssen den Sommer hassen.

Die Kehrwoche lohnt wieder

   Endlich weiss man wieder, wofür eine Kutterschaufel gut ist! Während die Kehrwoche im Sommer eher eine Alibi-Veranstaltung ist (das bisschen Blütenstaub), wird es nun wieder maximal ergebnisorientiert. Herbstlaub, verfaulte Nüsse, Kastanien - da geht was auf dem Trottoir! Und wenn erst Matschspuren das Treppenhaus zieren, erwacht der Putzteufel aus der Sommerdepression. Das Wischwasser muss dunkelstbraun sein! Dieses ziellose Herumputzen im Sommer - Wischwasserfarbe hellgrau - macht einen doch mürbe!



Weihnachten steht vor der Türe

   Mit dem Herbst startet offiziell die Saison, in der zwangsläufig alles auf Weihnachten zuläuft. Die ersten Lebkuchen und Spekulatius im Supermarkt. Sogenannte Freunde prahlen Anfang Oktober vereinzelt damit, dass sie bereits alle Geschenke besammen hätten. In der Whatsapp-Familiengruppe drohen erste Streitereien darüber, wer denn nun über die Feiertage wann, wo und wie lange zum Essen bleiben wird. In der Fussgängerzone singt ein Strassenmusiker "I still haven't found I'm looking for" von U2. Die Zeit wird knapp.
 

 

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