Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (21. Oktober 2018)
 
Und auf den Fluren lass die Winde los
 

   Der erste politische Herbststurm ist überstanden. Jetzt freuen wir uns auf den "Parlamentskreis Pferd". Und Horst Seehofer braucht ein Aussteiger-Programm.

   Nach der bayerischen Landtagswahl wurden diese Woche Schuldige gesucht. Wer trägt Verantwortung für den Absturz der SPD. die Verluste der CSU, den Aufstieg der Grünen und den Parlamentseinzug der AfD? Die Antwort auf all diese Fragen war hinreissend einfach: Horst Seehofer!



   Fasst man alle Wortbeiträge aus der Politik zusammen, so hat ein einziger Mann aus dem fernen Berlin die bayerische Landtagswahl entschieden. Zwar dürfte man in der SPD auch darüber nachgedacht haben, dass man vielleicht selbst ein bisschen schuld an der Wahlschlappe ist, aber in etwas mehr als einer Woche ist schon wieder Landtagswahl, diesmal in Hessen. Bis dahin stellt man besser die eigene Parteiführung nicht in Frage. Stattdessen lautet die Parole: Der Seehofer muss weg!

   Jaja, der Herbst. Wie schrieb einst der Dichter Rainer Maria Rilke: "Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr gross. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren lass die Winde los." Das war jetzt also der erste Herbststurm in den Fluren der Parteizentralen, Parlamente und Ministerien. Aber einer wie Horst Seehofer hat schon alles erlebt. Beim letzten Koalitionskrach war er quasi zurückgetreten, eine Art politisches Nahtod-Erlebnis, und machte dann doch munter weiter. So einer wie er steht über den Dingen, sagt er zumindest, Machtfragen würden ihn nicht mehr interessieren. "Ich werde jetzt 70", erklärte Seehofer den Journalisten, "ich bin froh, wenn ich mich daheim durchsetzen kann."

   Offenbar schreckt Seehofer die Aussicht, als Polit-Rentner von seiner Frau in den Keller verbannt zu werden, wo seine berühmte Modelleisenbahn steht. Vielleicht müsste man irgendeine Art von Aussteiger-Programm auflegen, das Vollblutpolitikern wie Seehofer eine Perspektive bietet.

   Womit wir bei Andrea Nahles und ihrem Friesen-Wallach Sibby wären. Die SPD-Chefin reitet für ihr Leben gern, was ihr gegönnt sei. Sie hätte aber vielleicht dieses Hobby, das sich der kleine Mann eher selten leisten kann, nicht in den Bundestag tragen sollen. Es herrschte diese Woche jedenfalls Befremden unter den Genossen darüber, dass Nahles zusammen mit Abgeordneten aus anderen Fraktionen im Bundestag einen "Parlamentskreis Pferd" gründen will. Hat die SPD-Chefin keine anderen Sorgen? Was hat sie da bloss geritten?



   Für den Steuerzahler ist es gar nicht so schlecht, wenn sich die Politik mit solchen Dingen beschäftigt. Die Ankündigung, "zur Sacharbeit zurückzukehren" zu wollen, muss angesichts der Erfahrungen mit der grossen Koalition jedenfalls als Drohung aufgefasst werden. Bislang wurde meist nur Steuergeld sinnfrei verplempert und der Staat weiter aufgebläht.

   Und ausgerechnet der Bundesfinanzminister geht dabei mit schlechtem Beispiel voran. Diese Woche wurde bekannt, dass Olaf Scholz (SPD) mit Frankreich einen europäischen "Arbeitslosen-Stabilisierungs-Fond" schaffen will. Dadurch soll zusätzliches Geld in die Länder geschaufelt werden, damit die Bürger dort weniger Rechtspopulisten wählen. Da sollte Scholz erst mal erklären, warum rund zehn Prozent der Bayern AfD wählten - bei einer rekordverdächtig niedrigen Arbeitslosenquote von nur 2,8 Prozent.
 

 

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