Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (28. Oktober 2018)
 
Wer hat an der Uhr gedreht?
 

   Nach den Wahlen ist vor den Wahlen. Die Deutschen dürfen nicht neidisch sein. Weil Geld keine Rolex spielt, nicht einmal bei der SPD. Alles klar?

   Nach dem Debakel in Bayern befürchten die Sozialdemokraten das Schlimmste für die bevorstehende Landtagswahl in Hessen. Die schonungslose Bundesligaanalyse für den tiefen Fall der einstigen Volkspartei hat ergeben, dass das weibliche Führungspersonal der SPD nicht so annähernd sexy und hübsch gefönt ist wie das der Grünen (Annalena Baerbock, Anton Hofreiter). Und zweitens können SPD-Politiker künftig - wenn überhaupt - nur noch mit Schweizer Zeitmessern an erschlafften linken Handgelenken Stimmen holen, wenn auch nur in den Sozialen Medien. Das ist die tief greifende Erkenntnis nach der ekelhaften Neiddebatte um ein vier Jahre altes Foto von SPD-Staatssekretärin Sawsan Chebli, auf dem sie mit einer so hässlichen wie teuren Uhr possierte.



   Das Bild hatte zunächst einen Sturm der Entrüstung in den asozialen Netzwerken zur Folge - doch dann drehte die Debatte wieder einmal ins politisch Hyperkorrekte. Mittlerweise ist es geradezu vorbildlich, wenn junge, erfolgreiche Migrantentöchter im Dienste der Arbeiterpartei eine Rolex spazieren tragen, statt vor Brennpunktschulen Pfandflaschen zu sammeln oder im Stadtpark Drogen zu dealen. Warum? Weil solche Statussymbole für Frauen ohne Erbmasse eine sinnvolle Wertanlage darstellen und sie vor Zwangsehen mit betuchten CDU-Söhnchen schützen. Gerade als Quotenweibchen ähm SPD-Politikerin muss man stündlich mit dem Absturz in die einstelligen Prozente rechnen. Dann ist es gut, wenn frau nach ihrer Zeit im öffentlichen Dienst schnell noch eine Rolex oder einen Porsche verkloppen kann. Am Ende hat frau ja sonst nichts mehr ausser Geld.

   Doch wie halten es eigentlich die anderen Politikpromis in Sachen Uhrenschmuck und Zeitgeist? Hier die Antworten auf unsere spontane Umfrage:

   Horst Seehofer (CSU), zeitlos elegant: "Seit meiner Erstkommunion im Jahre 1886 trage ich eine antiquierte Taschenuhr mit Gamsbart an einer silbernen Schmiedekette, die so sehr an meiner Lederhose zerrt, dass icht nicht mehr aus dem Ministersessel komme. Der Handaufzug geht schwer, dafür benötige ich zwei Mitarbeiter aus dem Verfassungsschutz. Merkwürdig an der Uhr ist bloss, dass sie immer fünf vor zwölf anzeigt."

   Alexander Gauland (AfD), Pünktlichkeitsfanatiker: "Wie spät ist es? Keine Ahnung. Ich habe meine echtdeutsche Fliegeruhr beim gestrigen Ringkampf in einem Döner-Imbiss verloren. Egal, auf dem Ziffernblatt waren ohnehin nur arabische Ziffern eingraviert. Weiss nur eins, seit 5:45 Uhr wird zurückgeschossen!"



   Robert Habeck (Grüne), Hipster und Mann der Zukunft: "Oft träume ich von einer Hublot in Roségold mit Saphirglas und Armband aus Alligatorleder. Niemand darf das wissen, Okay? In solchen Momenten steche ich mir einen spitzen Bleistift ins Handgelenk und benutze ihn als Sonnenuhr. Aua!"

   Angela Merkel (z.Z. CDU), Umweltaktivistin und Migrantenforscherin: "Habe mir kürzlich bei einer coolen Shoppingtour mit Volki (Volker Bouffier, Anm. der Red.) einen Chronometer deutschen Kalibers mit Dampfantrieb, rückwärts laufender Zeitanzeige und geistiger Abschaltvorrichtung vor widrigen Kandtagswahlen zugelegt. Wir schaffen das. Vielen Dank für Ihre Unaufmerksamkeit. Wie war nochmals Ihre Frage?"
 

 

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