Warum sich der Rebhahn im Februar dem Rebhuhn
unterwirft und was das mit dem Badewannenrand zu tun hat.
Meine
Frau meinte, ich solle mal was �ber unseren Badewannenrand schreiben.
Das interessiere die Leute. Ich sagte ihr, dass ich das nicht
tun k�nne, definitiv nicht. Mir f�llt zu unserem Badewannenrand
nichts ein. Es ist ein ganz gew�hnlicher Badewannenrand. Da
h�ngen Klamotten dr�ber, die einmal getragen wurden, aber noch
nicht dreckig genug sind f�r die W�sche. Diese Klamotten kommen
und gehen, und manchmal liegen sie alle auf dem Boden. Dann
hat jemand aus unserer Familie gebadet.

Ich
setzte mich auf den Badewannenrand - in der Hoffnung auf eine
Eingebung. Aber da war nichts und da kam auch nichts. Erfinde
halt was, dachte ich kurz, irgendeine lustige Gegebenheit am
Badewannenrand. Was mit einer Quietscheente oder so.
So
entstehen Fake News. Ein Journalist wird unter Druck gesetzt
und weiss sich nur noch mit L�gen zu helfen. Hat bei diesem
verlogenen Reporter , der die vergangenen Jahre den "Spiegel"
reingelegt hat, eigentlich mal jemand �berpr�ft, ob der Mann
verheiratet ist?
Ich suchte im Internet
nach Geschichten �ber Badewannenr�nder. Man muss ja nicht unbedingt
l�gen, man kann ja auch mal was abschreiben. Aber ich fand nichts.
Der Badewannenrand scheint ein bislang unbesungenes Terrain
zu sein. Wahrscheinlich haben sich schon gr�ssere Geister wie
mich daran versucht. Und es dann doch lieber bleiben gelassen.
Ich
kann beim besten Willen nichts �ber unseren Badewannenrand schreiben,
sagte ich abschliessend zu meiner Frau. Punkt, Ende, aus. Das
Thema sei auch belanglos, sagte ich. Von einem Kolumnisten einer
grossen Tageszeitung wird erwartet, dass er Zusammenh�nge herstellt,
das Grosse im Kleinen entdeckt, kurzum: Dass er �ber den Badewannenrand
schaut.
Zudem ist es heutzutage heikel,
sich als Besitzer einer Badewanne zu erkennen zu geben. So etwas
sch�rt den Sozialneid. So eine Badewanne ist ja eigentlich Luxus,
nimmt Wohnraum weg, verschwendet Energie. Man sollte die Politiker
nicht auf solche Themen stossen. Sonst werden sie demn�chst
eine Badewannen-Abgabe erheben oder Badewannen gleich komplett
verbieten.

Andererseits
habe ich meiner Frau schon so viele Geschichten zu verdanken
- sie sieht die Welt einfach mit anderen Augen. N�chsten Donnerstag
ist ausserdem Valentinstag, und die Woche darauf feiern wir
den 20. Hochzeitstag. K�nnte ich da nicht einfach ihr zuliebe
... ? Schliesslich ist sonst nicht viel los.
W�hrend
ich so mit mir ringe, flattert mir eine Mitteilung der Deutschen
Wildtier-Stiftung auf den Tisch, in der ich mich irgendwie wiedererkenne.
In der Mitteilung steht, dass sich auch der Rebhahn auf den
Valentinstag freut. Er kriegt n�mlich schon im Februar Fr�hlingsgef�hle.
Dann plustert er sich auf, hat eine grosse Klappe und k�mpft
mit anderen H�hnen. Hat er die Konkurrenz aus dem Feld geschlagen,
begibt er sich auf die Suche nach einem paarungswilligen Rebhuhn.
Steht er endlich vor dem Huhn seiner Tr�ume, baut er sich mit
offenem Schnabel vor ihm auf und blickt ihm tief in die Augen.
Und dann? Tja, dann ist komischerweise Schluss mit der Gockelei.
Dann ert�nt nur noch ein leises "Gru".
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