Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (14. April 2019)
 
Drei rechte Spuren auf der Autobahn
 

Die nationalen Parteien haben Geld im Überfluss. Und jetzt weiss man auch, woher. Aber, was tun mit all der Kohle, wenn das Land sich nicht helfen lassen will?



   Natürlich hat man sich gewundert, als bei einem niedersächsischen Fachhändler die Bestellung von 3000 Krawatten mit Jagd- und Hundemotiven eintraf. Der Kunde war jener ältere gebückte Herr, der aufseiten der Rechtspartei in der ersten Reihe des Bundestags sitzt. Man hatte sich gewundert, als deren Fraktion ein Kreuzfahrtschiff für eine Reise zu den Schauplätzen des Wüstenkriegs in Nordafrika chartere (kurz vor der Eroberung Tobruks musste man zurückkehren). Man hatte über das opulente, im späteren Rammstein-Stil gehaltene Wahlkampfvideo gestaunt. Man schnunzelte, als Abgeordnete in der Bundestagskantine ihr Wildgulasch mit Goldbarren bezahlten. Man war ein wenig aufgeschreckt, als beim ZDF das Angebot einging, den Laden zu kaufen, um ein Programm nur für Russlanddeutsche zu machen.

   Und man machte grosse Augen, als die Partei dem Verkehrsministerium vorschlug, einen Teilabschnitt der Bundesautobahnen zu übernehmen (es handelte sich um jene Trasse, die der Führer damals in West-Ost-Richtung anlegen liess, um die motorisierten Verbände der Wehrmacht zu verlegen zu können). Der Verkehrsminister strich die sorgfältig geföhnten Haare aus dem Gesicht und verwarf schliesslich den Plan, weil die potentiellen Käufer nur zwei rechte und eine extrem rechte Spur zulassen wollten. Bedenken äusserte er auch dagegen, dass eine geplante Raststätte keine gendergerechte Toilette vorsah.

   Also keine Autobahn. Aber eine Strasse, vielleicht im Speckgürtel einer Metropole, die man in Oswald-Spengler-Allee umbenennen könnte. Auch nicht? Ein ICE "Eva Braun"? Nichts zu machen. All diese Vorstösse blieben ergebnislos. Und niemand stellte die Frage, woher das Geld für diese gewaltigen Pläne käme.

   In dieser Woche aber sah man zum ersten Mal, dass sich der Pegel des Bodensees um einige Zentimeter gehoben hatte, verursacht durch die gewaltigen Zuflüsse aus dem Milieu nationalbewusster Mäzene aus der Schweiz. Schwerreiche alte weisse Männer in gepanzerten Villen, die nochmal ihr Hemd in die Hose stopften und zum letzten Gefecht gegen die Umvolkung, Islamisierung und Genderisierung Europas ziehen. Ihre etwas zittrigen Hände halten kein Gewehr, feuern aber monetäre Salven in Richtung der Bewahrer des deutschen Abendlands ab.



   Die schwarze Reichswehr der Parteifinanzierung gruppiert sich um Milliardenerben, Konzernbesitzer, verschwiegene Strohmänner. In Rittersälen und gutbürgerlichen Restaurants spiegeln sich Schweinsbraten, Bier und schweissglänzende Köpfe in den Butzenscheiben. Hände werden gereicht. Schnäpse getrunken. Ein Mann - ein Wort, und wenn es sein muss, auch eine Frau. Vor allem diese scharfzüngige, klassisch gekleidete Chefpropagandistin der Partei jagte elektrische Spannung ins Altmännerherz. Herrgott - noch mal jung sein ... zusammen in den Kampf ... und hinterher ... aber geht ja alles nicht ... muss auch an die Erben denken. Und an Deutschland. Sieht ja alles düster aus.

   So blieb den Deutschen nur das Staunen über die Verbrüderung alten Gelds mit neuen Ideen. Aber eigentlich ging es ja auch neimanden etwas an.
 

 

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