Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (05. Mai 2019)
 
Wo eine Villa ist, ist auch ein Weg
 

Die Linken wollen eine DDR bauen, die funktioniert. Da heisst es, jetzt mitmachen und sich Privilegien sichern! Auch im Sozialismus gibt es nämlich Frühbucherrabatt.

   Neulich habe ich einer vollbusigen Frau dabei zugeschaut, wie sie vor meinem Haus einzuparken versuchte. Ja, ich weiss, für sensible Gemüter ist das ein furchtbarer erster Satz. Er ist sexistisch und bedient billige Vorurteile. Aber, hey, so ist das nun mal heutzutage. Um noch wahrgenommen zu werden, musst du Sachen erzählen, über die sensible Gemüter mit zu viel Tagesfreizeit sich richtig aufregen können. Boris Palmer, Provokateur aller Provokateure, hat eine seiner jüngsten Einlassungen nicht von ungefähr mit dem schönen Satz zu begonnen: "Der Shitstorm wird nicht vermeidbar sein."



   Ich hätte die vollbusige Dame noch zur Ausländerin machen können, aber so ist es leider nicht gewesen. Immer schön bei der Wahrheit bleiben.

   Soweit ich das von meinem Küchenfenster aus beurteilen konnte, war die vollbusige Frau eine Deutsche. Und zu ihrer Verteidigung muss man sagen, dass auf dem engen Weg, der an meiner Küche vorbeiführt, schwer einzuparken ist. Entweder kommt man der Hecke zu nahe, dann gibt es einen Kratzer im Lack. Oder man steht zu weit von der Hecke weg, dann kommt niemand mehr an einem vorbei. Insofern kann ich verstehen, wenn jemand da etwas länger braucht. Ich selbst hätte das Lenkrad nicht so oft eingeschlagen, aber gut, wir sind nicht alle gleich. Diese Haltung kann ich jedem nur empfehlen, Toleranz gegenüber Andersdenkenden.

   So. Was war noch furchtbar an meinem ersten Satz? Na? Wer sich hat ablenken lassen von der vollbusigen Frau, dem fehlt vielleicht das Gespür für die wahren Probleme unserer Gesellschaft. Okay, hier die Lösung. Ich habe von "meinem Haus" geschrieben. Das heisst, ich bin Grundstückseigentümer, ein Besitzender, ein Kapitalist! Ich bin sogar auch noch Vermieter, profitiere also von der Wohnungsnot, zocke unschuldige Menschen ab.

   Leute wie du und ich sind das allerletzte. Zumindestens für all jene Staatsgläubigen, die auf Sandkasten-Niveau argumentieren. Der kleine Rainer hat drei Schäufelchen, der kleine Max hat nur ein Schäufelchen!

   Ihr könnt mich mal mit eurer Umverteilung! Wem ist damit geholfen? Habt ihr euch mal all die Länder angeschaut, die der sozialistischen Idee zum Opfer gefallen sind? Sozialismus bedeutet doch stets noch mehr Armut, noch mehr Gewalt, noch mehr Ungerechtigkeit. Und am Ende haben Rainer und Max kein Schäufelchen mehr und Kevin hat dann alle Schäufelchen.



   Aber die Idee ist nicht totzukriegen, vor allem nicht in Deutschland. In Berlin stimmen sie bald über Enteignungen ab, und Juso-Chef Kevin Kühnert propagierte diese Woche die "Überwindung des Kapitalismus". Früher hätte man das nicht ernst nehmen müssen, aber heute wird das, was die Jusos sagen, erst von der SPD übernommen und später von der CDU gemacht.

   Der Sozialismus kommt also langsam, aber sicher. Das einzige Gute ist, beim Sozialismus gibt es Frühbucherrabatt. Wer sich an die Spitze der Bewegung stellt und als Vorhut der Arbeiterklasse fungiert, dem wird es dann an nichts mangeln. Villa, Dienstwagen, Westprodukte. Insofern überlege ich mir, ob ich mich nicht ins Unvermeidliche füge, mich mit den Verhältnissen arrangiere. Mit etwas gutem Willen müsste das gehen. Ein Anruf bei Kevin, und ich kann vielleicht sogar mein Haus behalten.
 

 

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