Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (30. Juni 2019)
 
Tropfen auf den heissen Stein
 

Ebenso unermüdlich wie vergeblich prangern Steuerzahler Fälle staatlicher Geldverschwendung an. Thema heute: Die EU finanziert eine Sauna in der Puszta.

   Zum Urlaubserlebnis von Reisenden gehören seit vielen Jahren diese grossen Schilder, auf denen die EU sich brüstet, irgendetwas mitzufinanzieren. Dahinter sieht man dann eine Strasse, die ins Nichts führt, oder eine unfertige Biogas-Anlage oder einfach nur einen Park, der mithilfe der EU verschönert wurde.



   Jetzt, wo die Europawahlen vorbei sind, dürfen wir es ja sagen, mittlerweise ist ganz Europa ein einziges Fördergebiet. Die Befürworter der EU als Subvensionsbetrieb listen oft beifallheischend auf, wie viele Millionen Euro pro Jahr die Bürger eines Landstrichs von der Bürokratie Brüssels profitieren - ohne zu bemerken, dass es doch einige Steuerzahler gibt, die genau diese Art der Geldverteilung nicht für sinnvoll halten.

   Gerne hätten wir in dieser heissen Woche über ein kühleres Thema geschrieben, aber unsere Reiseplanung liess uns diesmal keine andere Wahl. Wir waren in Ungarn, wo der sogenannte Puszta-Populist Viktor Orbán herkommt, und haben uns die Zeit in einem kleinen Badeort mit heissen Quellen vertrieben.

   Der Ort heisst Berekfürdö, liegt in der Puszta und ist vergleichsweise wohlhabend, weil er ein Thermal-Freibad sein Eigen nennen kann. Zwar kamen nach Angaben meiner Frau, die in der Nähe aufgewachsen ist, früher deutlich mehr Besucher aus den umliegenden Ortschaften in das Bad, aber zumindest an den Wochenenden ist das Bad immer noch gut besucht - was bei einem Eintrittspreis von mehr als sechs Euro pro Person nicht selbstverständlich ist. Für sechs Euro bekommt du in der Puszta beinahe zwei Mittagessen, denn dort regiert noch nicht der Teuro, sondern der Forint.

   Das Thermalbad gehört der Stadt, es gibt also in Berekfürdö noch ein bisschen was von der guten, alten sozialistischen Planwirtschaft. Das passt natürlich bestens zur EU und so hat uns kaum gewundert, dass wir in letzten Jahren immer wieder Schilder stehen sahen, denen zufolge die EU dies und das finanziert. Die einheimische Bevölkerung wies uns zudem darauf hin, dass man durch den Anbau von Fake-Pflanzen (für etwaige Kontrollflüge) auch den Nachschub an EU-Agrargeldern sicherstelle.

   Missbrauch dürfte die Ausnahme sein, für einen Liberalen ist die Sache damit aber noch schlimmer. Die Geldverschwendung läuft streng nach Recht und Gesetz ab. Sonst würden sie ja nicht auch noch stolz überall Schilder aufstellen.



   In Berekfürdö ist es nun so, dass in dem kombinierten Hallen- und Freibad eine Blocksauna auf die Wiese gepflanzt wurde - mithilfe der EU. Die Summe, um die es hier geht, ist unbedeutend, ein paar Tausend Euro. Allerdings ist es schon schräg, dass die EU im Lande des EU-Kritikers Viktor Orban das Saunieren fördert, das von der deutschen Finanzbürokratie wiederum als Luxus eingestuft wird. Seit 2015 ist daher in Deutschland auf Sauna-Besuche wieder der volle Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent zu zahlen.

   Nun ist es im Sommer auch in der Puszta heiss. Es zieht alle ins Bad, aber nur wenige in die Sauna. Im WInter wiederum ist der Ort tot, daran dürfte auch eine Sauna nichts ändern. Wozu also das Ganze? Man muss nicht alles verstehen, auch das gehört zum Urlaubserlebnis.
 

 

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