Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (29. September 2019)
 
Die fetten Jahre sind vorbei
 

Dinge der Woche: Die Tage werden kürzer, die Wirtschaft schwächer. Jetzt gilt es, das Klima zu retten, den Gürtel enger zu schnallen und Winfried Kretschmann um Erlösung zu bitten.

   Der kaltschnäuzige Herbst hämmert gegen die Tür, die Konjunkturkurven leiden unter Erektionsstörungen, Boris Johnson hat immer noch keinen Plan und aus den Notenbanken erklingt Chopins Trauermarsch. Kurzum: Es herrscht Rezession in Deutschland. Wieder einmal regieren Angst, Schrecken - und Schreckensangst. Wer sich kein finanzielles Polster aufbauen konnte, dem stehen womöglich "bockelharte Jahre" bevor (Cem Özdemir). Hier der Auszug aus dem Rezessionstagebuch eines unbekannten Mittelschichtlers aus dem Südwesten, einer Republik am Abgrund:



   Montag. Ab sofort kostet der Liter Diesel so viel wie zwei Veggie-Burger. Banktermin. Der Kredit für den Kauf von zwei Extra-Zentnern Bio-Rübenstrünken für den bevorstehenden Hungerwinter wurde nicht bewilligt. Schade. Auf dem Parkplatz spontan das Auto für einen angenagten Veggie-Burger verkauft. An einen Usbeken! Zu Fuss nach Hause. Sparschwein geschlachtet und an den Scherben satt gelutscht.

   Dienstag. Der Nachbar hat sich wieder beschwert wegen des infernalisch knurrenden Magens. Also den Gürtel enger geschnallt, dann melancholisch aus dem Fenster geblickt. Die Schulanfänger torkeln orientierungslos auf der praktisch autofreien Stadtautobahn herum. Sie müssen nach dem Verbot von SUV's auf eigenen Beinen zur Schule finden, was sie erst noch lernen müssen. Grausame Kindheit. Danach ins Home Office gegangen und ausgiebig geweint.

   Mittwoch. Die hervorragenden Umfragewerte für den grünen Ministerpräsidenten sind neben der 200-prozentigen Erhöhung des Gaspreises das Thema der Woche. Zur Seligsprechung von Winfried Kretschmann auf dem Stuttgarter Marktplatz haben sich zahlreiche prominente Klima-Aktivisten angekündigt, darunter Greta Thunberg, Markus Söder und der Papst. Die Party fällt aber ins Wasser, weil seit Neuestem auch Konfetti (toxische Farben), Luftballons (Plastikmüll, Vogelkiller) wie auch Spass (heisse Luft) im Allgemeinen streng verboten sind.

   Donnerstag. Post von der Wohngesellschaft. Die Miete steigt um 50 Prozent wegen des Austauschs der Ölheizung gegen einen windkraftbetriebenen Warmluftföhn. Nach abermaliger Lektüre der Beschlüsse aus dem Klimaschutzpaket ein letztes Mal die liebe Heizung gestreichelt. Danach ins Bett gelegt und auf den baldigen Kältetod gewartet. Vom Klingeln an der Tür geweckt. Ein Care-Paket aus Somalia. Gott sein Dank!



   Freitag. Die schmackhafte Rübenstrunkpfanne auf Altölresten fällt wegen der Erhöhung der Strompreise aus. Wie dunkel und öd alles ist. Deswegen im Hof mit dem ebenfalls ausgemergelten Nachbarn ein Lagerfeuer mit Büchern (Short List) und Parteibüchern (SPD) organisiert und den angenagten Veggie-Burger vom Usbeken gegrillt. Lecker! Ein Flüchtlingstreck aus England rollt am Haus vorbei. Die lassen auch wirklich jeden ins Land.

   Samstag. Diese Bettler! Einen arbeitslosen Banker (Commerzbank) von der Tür verscheucht. Den letzten Rübenstrunk aus regionalen Anbau geknabbert, im Anschluss den Atem angehalten und CO²-neutral auf den baldigen Aufschwung gewartet.
 

 

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