Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (22. Dezember 2019)
 
Deutschland, ein Märchenland
 

Dinge der Woche: Es weihnachtet. Ganz Deutschland wird zur Traumkulisse, in der nordische Klimaköniginnen in der ersten Klasse tuckern und Rotkäppchen in braunen Ostwäldern bibbern.

   Weihnachtszeit ist Märchenzeit. Wenn die Tage dunkler werden und der Welten Wahnsinn Millionen Herzen mit glitzernden Raureif überzieht, versprechen aufgeregte Regierungswichtel ihren Bürgern, dass in diesem Schlaraffenland das Gute stets über das Böse siegt.



   Deutschland zittert trotzdem wie Espenlaub - nicht vor Kälte, sondern vor Angst und Hitze. An der Spitze der Kino- und Klima-Charts funkelt schon seit Wochen das Märchen von der Eiskönigin. Ein Blockbuster passend zur Zeit. Die Handlung geht ungefähr so: Gemeinsam mit ihren Weggefährten - dem schwitzenden Schneemann Olaf, den Wutkindern von Fridays for Future und dem adipösen Rentier Sven - versucht die nordische Königstochter Greta die Welt vor einer erdachten Klimakatastrophe zu bewahren.

   Ihr Weg ist beschwerlich, im deutschen ICE ist es wieder einmal proppenvoll, die Fotos davon sind schrecklich. Es gibt für sie nur noch Plätze in der ersten Klasse, herrje. Weit im Westen dann, in der grossen Stadt Madrid, geraten die Tapferen an eine magische Wand aus lauter Ignoranten. Die Spannung steigt. Wird Greta ihre heilenden Kräfte und Zöpfe einsetzen, um die bösen Zauberer aus Brasilien und Polen zu besiegen? Oder steigt Greta, wie eine blonde SPD-Fee vermutet, ihre Gabe zur Selbstinszenierung zu Kopf? Wird der träge Sven nach seiner Rückkehr von einem Volvo-Stadtpanzer über den Haufen gefahren? Findet Olaf noch seine wahre Bestimmung als Pfütze?

   Fragen über Fragen. Man muss sich aber gar nicht ins  Kino verirren, um sich in diesem Land zu gruseln. Ein spontaner Ausflug in die eigene Jogginghose oder die dunkelbraunen Wälder Sachsen-Anhalts reichen schon, um in einen Abgrund zu blicken, weil dort seit Jahren eine finstere CDU-Gestalt mit Hakenkreuzen auf der dicken Haut ihr Unwesen treibt. "Guten Tag, liebes Rotkäppchen. Fürchtet euch nicht vor uns im dunkelbraunen Osten", schallt es aus einer Magdeburger Höhle grauslich heraus. "Wir werden euch schon nicht fressen!" Gehört die Stimme einem Märchenonkel? Dem Ministerpräsidenten Haseloff? Oder doch dem bösen Wolf?



   Doch man muss sich in diesen Tagen einfach freuen, Lebkuchen mampfen, Glühwein trinken und irgendwie ablenken. Mit fröhlicher, ja besinnlicher Adventslektüre zum Beispiel. Auf dem Gabentisch der Rechtspopulisten liegen sagenhafte Bestseller der Angstliteratur wie "Herkunft oder Wo kommst du her?" sowie arabische Schreckensmärchen der Brüder Grimm. Die anderen schmökern in den Geheimprotokollen von Arafat Abou-Chaker und in der Abschlusserklärung der Weltklimakonferenz. Horror!

   Wem das nicht wunderlich genug ist, der liest seinem Kind aus dem Lieblingsgeschichtenbuch der grossen Koalition mit dem unheimlich klingenden Titel "Armutsbericht" vor, spuckt auf Nachfrage dreimal über den letzten Kontoauszug und gesteht sich ein: Der Weihnachtsmann besucht auch dieses Mal wieder nur die reichen Kinder, deren Eltern Geld wie Heu haben. Die armen aber meidet der dicke Mann im roten Mantel wie der Teufel das Weihwasser oder grüne Klimajünger die Wahrheit. Frohes Fest!
 

 

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