Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (30. August 2020)
 
Bei Wespen nichts neues
 

Dinge der Woche: Glücklich darf sich schätzen, wer seinen Urlaub schon hinter sich hat. Die Suche nach einem Ferienparadies wird nicht nur wegen Corona zusehends schwieriger.

   In meinem doch inzwischen recht langen journalistischem Leben habe ich noch nie was über Lüdenscheid geschrieben. Das liegt weder an Lüdenscheid selbst, noch an mir. Man könnte sagen, es hat sich einfach nicht ergeben. Ich war noch nie in Lüdenscheid - und daran wird sich in absehbarer Zeit leider auch nichts ändern. Als ich diese Woche las, dass in Lüdenscheid Schüler einer Gesamtschule von Wespen attakiert worden seien, hat sich der Wespenallergiker in mir entschieden, Lüdenscheid von meiner Liste potenzieller Urlaubsorte zu streichen. Liebe Lüdenscheider, in diesem Jahr wird das nichts mit uns.



   Auch das Bundesland Niedersachsen werde ich aufgrund der aktuellen Nachrichtenlage weiträumig umfahren. Dort ist ein Pfau über die A 1 bei Lohne geflogen und gegen eine Autoscheibe gedonnert. Scheibe zerdeppert, Vogel hinüber. Auch wenn ich allen Anschein keine Pfauenallergie habe - das Gefühl, die schönste Zeit des Jahres in einem Landstrich zu verbringen, in dem solche Riesenvögel durch die Gegend flattern, ist mir unangenehm. Dann kann ich gleich mein Zelt in die Einflugschneise des Frankfurter Flughafen aufstellen.

   Übrigens, auch das Schlaraffenland, in dem einem angeblich gebratene Tauben in den Mund fliegen, käme für mich nicht infrage. Schon bei dem Gedanken daran muss ich würgen. Ich möchte mir die Dinge, die ich essen will, erst vorher in aller Ruhe anschauen.

   Selbst Urlaubsziele in meiner näheren Umgebung habe ich inzwischen von der Liste gestrichen. In der Gemeinde Tamm im Landkreis Ludwigsburg ist eine Frau, die ihren Hund Gassi führen wollte, von einer Hauskatze angefallen worden. So was komme so gut wie niemals vor, hiess es. Wirklich beruhigend klingt das für mich aber nicht.

   Wenn ich nun also in meiner Hollwoodschaukel im Garten sitzend die Liste meiner potenziellen Ferienziele Revue passieren lasse, beneide ich jene, die ihren Urlaub schon hinter sich und ihn schadlos überstanden haben. Eigentlich wollte ich zum Fahrradfahren nach Südfrankreich, aber dieses Reiseziel rückt aufgrund der Corona-Lage in immer weitere Ferne, sodass ich mich um die Wespensituation in der Provence gar nicht mehr informiert habe.



   Daheimbleiben ist aber auch keine Option. Ich habe versucht, mit den Wespen im Garten eine stillschweigende Vereinbarung zu treffen. Wenn ich etwas Fleischiges zu mir nehme, platziere ich immer ein winziges Stück am Tellerrand, das die Tiere dann zerlegen dürfen. Die grosszügige Geste wird von diesen Dreckviechern allerdings ignoriert. Sie umschwirren lieber mich - ich weiss, liebe Vegetarier und Veganer unter meinen Lesern, das ist ein gefundenes Fressen für euch. Ausserdem hat ein Marder an der Dachantenne meines Auto Gefallen gefunden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Ding abfällt. Was bleibt einem da anderes übrig, als das Weite zu suchen?

   Vielleicht mache ich einen Kurztrip nach Hornberg. Dort hat der Sanitärhersteller Duravit eine gigantische Kloschüssel bauen lassen, von deren Rand man angeblich einen erstklassischen Blick auf den Schwarzwald haben soll. Schon klar, Event-Ferien gehen anders, aber ein Schüsselerlebnis ist das allemal.
 

 

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